Textilfabriken werden geschlossen

epa03691607 A woman cries holding the photo of her missing daughter on the thirteenth day of the Rana Plaza building collapse, in Savar, Dhaka, Bangladesh, 08 May 2013. Reports state that the death toll rose over 766 and many more still missing, according to the rescue control room by the military officials leading rescue operations at the spot. 588 bodies were handed over to their relatives after identification after the eight-storey building Rana Plaza housed mostly garment factories which collapsed on 24 April 2012. EPA/ABIR ABDULLAH
In der eingestürzten Fabrik ließ auch Kik fertigen.

Nach dem verheerenden Fabrikeinsturz in Bangladesch sind in dem Land 18 Textilwerke aus Sicherheitsgründen geschlossen worden. Auch die Arbeit in weiteren Fabriken solle eingestellt werden, sagte Textilminister Abdul Latif Siddique am Mittwoch vor Journalisten. Die Zahl der Todesopfer der Katastrophe stieg auf über 900. Siddique steht einem neu eingerichteten Komitee vor, das die rund 4.500 Fabriken des Landes überprüfen soll, um weitere Unglücke zu vermeiden. Bangladesch verpflichte sich, die Standards der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) einzuhalten. Viele Fabriken hätten sich nicht an die Bauvorgaben gehalten, sagte der Minister.

Die Armee teilte mit, dass mittlerweile mehr als 900 Leichen aus den Trümmern des Gebäudes in Savar, einem Vorort von Dhaka, geborgen worden seien. 13 weitere Menschen seien in Krankenhäusern an ihren Verletzungen gestorben. Es sei damit zu rechnen, dass noch weitere Leichen in den Trümmern gefunden würden, teilte die Armee weiter mit.

Kik ließ in Fabrik produzieren

Inzwischen hat der Textildiscounter Kik den Bezug von Kleidung aus der eingestürzten Bekleidungsfabrik bis kurz vor dem Einsturz eingeräumt. Nach neuen Medienberichten über Funde von Kik-Kleidung in den Fabriktrümmern erklärte die Handelskette, dass ein Importeur des Unternehmens bis Anfang des Jahres dort produziert habe. "Die Textilfunde stammen aus dieser Zeit", erklärte das Unternehmen am Mittwoch zu einem Bericht des NDR-Magazins "Panorama". Das hätten Nachforschungen ergeben.

Kik blieb allerdings bei seiner Darstellung, es habe seit 2008 keine direkten Geschäftsbeziehungen zu der Produktionsstätte gegeben. Zum Unglückszeitpunkt seien keine neuen Aufträge über den Importeur platziert gewesen, hieß es in der Mitteilung.

Das NDR-Magazin "Panorama" zeigt in einem Beitrag das Foto von einer Bluse aus der aktuellen Kollektion des Unternehmens. Auch die "Kampagne für saubere Kleidung" hatte vergangene Woche berichtet, dass viele Textilien von Kik in den Trümmern gefunden worden seien. Kik zeigte sich damals "überrascht" und kündigte eine Überprüfung an. Jetzt, da man wisse, dass ein Importeur dort gefertigt habe, müsse man "kritisch und mit aller Konsequenz hinterfragen: Warum wurde dort indirekt für Kik überhaupt produziert", schrieb das Unternehmen.

Das Textilhandelsunternehmen mit Sitz in der Gemeinde Bönen in Westfalen appellierte an alle Beteiligten, an einem Strang zu ziehen und verbindliche Kontrollmechanismen festzulegen. Man sehe allgemein das Problem, "dass Kontrollsysteme einzelner Unternehmen nicht zu 100 Prozent vor Ort greifen können".

Vorwürfe

Das Gebäude, das mehrere Textilfabriken beherbergte, war am 24. April eingestürzt. Zum Zeitpunkt des Unglücks sollen sich etwa 3.000 Menschen darin aufgehalten haben. 2.437 Menschen wurden nach offiziellen Angaben lebend geborgen. Zwölf mutmaßliche Verantwortliche wurden festgenommen, darunter der Besitzer des Gebäudes und leitende Mitarbeiter mehrerer Textilfirmen.

Arbeiter hatten angegeben, trotz sichtbarer Schäden am Gebäude zur Arbeit gezwungen worden zu sein. Den Ermittlungen zufolge führten durch große Generatoren hervorgerufene Erschütterungen zu dem Einsturz. Das Unglück sorgte für massive Proteste gegen die Arbeitsbedingungen und mangelnden Sicherheitsvorkehrungen in den Textilfabriken Bangladeschs. Am Dienstag forderten etwa 400 Menschen in Dhaka die Auszahlung von Löhnen und Entschädigungen.

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