Bereits 175 Tote nach Fabrik-Einsturz

People mourn in front of the remains of their relatives, who died inside the rubble of the collapsed Rana Plaza building, in Savar, 30 km (19 miles) outside Dhaka April 25, 2013. The number of people killed by the collapse of a building in Bangladesh's capital rose to 147 overnight and the death toll could climb further because many people are still trapped inside, Dhaka's district police chief told Reuters on Thursday. REUTERS/Andrew Biraj (BANGLADESH - Tags: DISASTER TPX IMAGES OF THE DAY)
Nach dem verheerenden Unglück wächst erneut die Kritik an den miserablen Arbeitsbedingungen in Bangladesch.

Nach dem Einsturz eines achtstöckigen Fabrikgebäudes in Bangladesch ist die Opferzahl auf 175 gestiegen. Rund 24 Stunden nach dem Unglück seien dort, wo einst das "Rana Plaza" stand, immer noch Schreie von Überlebenden zu hören, sagte der leitende Polizeibeamte Wali Asraf am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Die Rettungskräfte würden sich vorsichtig durch den Trümmerhaufen arbeiten, um Überlebende herauszuziehen. In der Nacht seien sechs Verschüttete geborgen worden.

Mehr als tausend Menschen wurden verletzt, als das achtstöckige Gebäude in Savar, einem Vorort von Dhaka, am Mittwochmorgen zusammenstürzte.

Die Situation nach dem Einsturz ähnelte der nach einem Erdbeben. Hunderte Feuerwehrleute und Soldaten versuchten, mit schwerem Gerät die verschütteten Opfer zu bergen. Aus den Trümmern waren immer wieder Schreie zu hören. "Wir sind hier 30 Leute. Bitte retten Sie uns", rief eine Frau. Während der Nacht versorgten die Rettungskräfte die Verschütteten mit Sauerstoff und Essen.

Demos

Während am Donnerstag ein offizieller Trauertag begangen wurde, gingen die Textilarbeiterinnen auf die Straße, um gegen die schlechten Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. Tausende wütende Näherinnen versammelten sich im Gebiet Savar, wo das Gebäude stand, und im Hauptstadtvorort Ashulia, wo im November ein Fabrikbrand 112 Menschen das Leben kostete. Die Frauen verlangten, die Verantwortlichen für die Tragödie festzunehmen. Sie blockierten große Straßen und zerstörten nach Polizeiangaben mehrere Fahrzeuge.

Auf allen Regierungsgebäuden wehten die Fahnen auf Halbmast. In Moscheen und Tempeln beteten die Menschen für die Opfer. Die Regierung versprach, sofort jeder Familie eines Toten umgerechnet etwa 200 Euro zukommen zu lassen, die Familien von Verletzten sollen etwa 30 Euro erhalten.

Die Zeitung Daily Star berichtete unterdessen online, dass am Donnerstag in einem weiteren Gebäude in der Hauptstadt Risse entdeckt worden seien. Daraufhin sei das sechsstöckige Gebäude mit 5.000 Textilarbeitern evakuiert worden

Bereits 175 Tote nach Fabrik-Einsturz

BANGLADESH BUILDING COLLAPSE
Bereits 175 Tote nach Fabrik-Einsturz

BANGLADESH BUILDING COLLAPSE
Bereits 175 Tote nach Fabrik-Einsturz

BANGLADESH BUILDING COLLAPSE
Bereits 175 Tote nach Fabrik-Einsturz

BANGLADESH BUILDING COLLAPSE
Bereits 175 Tote nach Fabrik-Einsturz

BANGLADESH BUILDING COLLAPSE
Bereits 175 Tote nach Fabrik-Einsturz

BANGLADESH BUILDING COLLAPSE
Bereits 175 Tote nach Fabrik-Einsturz

BANGLADESH BUILDING COLLAPSE
Bereits 175 Tote nach Fabrik-Einsturz

Crowds gather at the collapsed Rana Plaza building
Bereits 175 Tote nach Fabrik-Einsturz

People mourn for their relatives, who are trapped
Bereits 175 Tote nach Fabrik-Einsturz

Johura holds a picture of her missing husband, who
Bereits 175 Tote nach Fabrik-Einsturz

A relative holds a picture of a missing garment wo
Bereits 175 Tote nach Fabrik-Einsturz

A relative holds a picture of a missing garment wo

Kritik an Sicherheit und Arbeitsbedingungen

Das Unglück wirft erneut ein Schlaglicht auf die oft unzureichenden Sicherheitsstandards und schlechten Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken von Bangladesch.

Laut Innenminister Muhiuddin Khan war das Gebäude, in dem mehr als 2.600 Menschen arbeiteten, illegal errichtet worden. Einige Arbeiter berichteten, schon am Dienstag hätten sich Risse in den Wänden gebildet, woraufhin das Gebäude evakuiert worden sei. Die Vorgesetzten hätten jedoch verfügt, dass die Angestellten zurück gehen mussten. Die Polizei erklärte, die Öffnung der Fabriken sei untersagt worden, doch hätten das die Firmeninhaber ignoriert. Gegen den Besitzer des Gebäudes, der der Regierungspartei angehört, wurde demnach ein Verfahren eingeleitet.

Wie die Organisation Clean Clothes Kampagne (CCK) berichtet, wurde in den vier Textilfabriken nach eigenen Angaben u.a. für Quelle, Mango, Benetton und Primark produziert.

Niedriglöhne

In Bangladesch werden die niedrigsten Löhne in der Textilbranche weltweit gezahlt - der von der Regierung festgesetzte Mindestlohn liegt bei umgerechnet rund 29 Euro im Monat. Laut CCK braucht ein bangladeschischer Arbeiter aber 130 Dollar (103,3 Euro) monatlich zum Überleben.

2011 exportierte das Land Bekleidung im Wert von 19 Mrd. Dollar. H&M kaufte in diesem Jahr Kleidung für 1,5 Mrd. Dollar aus Bangladesch und war damit der größte europäische Einkäufer für Waren des Landes.

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