USA

Europa in Angst vor Ebola-Ausbreitung

Ein Helfer in einem Schutzanzug: Die Angst vor Ebola geht um, überall werden Notfallpläne geschmiedet.
Serbien stellt Hunderte Menschen unter Quarantäne - die EU erwägt verschärfte Passagierkontrollen.

Die Angst vor Ebola hat nun auch den Westen erreicht. Seit sich in Madrid eine Krankenschwester bei einem eingeflogenen Patienten angesteckt hat und in vielen Ländern Europas Verdachtsfälle registriert wurden, reagieren einige Länder mit strikten Vorsorgemaßnahmen: In Serbien wurden etwa aus Sicherheitsgründen 708 Personen in Quarantäne gestellt. Dies ist eine Reaktion auf einen Todesfall im benachbarten Mazedonien, der mit Ebola in Zusammenhang gebracht wurde. Dass sich der Verdacht nicht bestätigt hat - laut Behörden bestehe nur eine "geringe Wahrscheinlichkeit", dass der Mann mit dem Ebolavirus infiziert sei -, ist dabei unerheblich: Die Sorge vor einer Ausbreitung der in Westafrika grassierenden Seuche in Europa wächst.

Verdachtsfälle in Tschechien und Frankreich

In Frankreich wurde etwa ein Gebäude zeitweise abgeriegelt, nachdem vier Menschen, die Anfang Oktober aus Guinea nach Frankreich gereist waren, über Fieber und Kopfschmerzen geklagt hatten. Die Behörden in Cergy Pontoise bei Paris hoben die Absperrung aber wieder auf, nachdem der Verdacht sich nicht bestätigt hatte. In dem Gebäude hatten sich 60 Menschen aufgehalten. In Prag wurde unterdessen ein 56-jähriger Tscheche, der sich unlängst in Liberia aufgehalten hatte, wegen Ebola-Symptomen im Krankenhaus isoliert - auch in seinem Fall hat sich der Verdacht nicht bestätigt. In Madrid befinden sich mittlerweile 14 Menschen in Quarantäne - sie könnten sich bei der infizierten Krankenschwester angesteckt haben.

Flugzeug in Las Vegas gestoppt

In den USA haben die Behörden am Freitag ein Verkehrsflugzeug wegen Ebola-Verdachts auf dem Rollfeld gestoppt. Die Maschine sei auf dem internationalen Flughafen McCarran in Las Vegas unter Quarantäne gestellt worden, weil zwei Personen möglicherweise Symptome der Krankheit gezeigt hätten, sagte eine Sprecherin des örtlichen Krankenhauses.

Im University Medical Center bereite man sich darauf vor, die Patienten aufzunehmen, sagte sie. Ein Sprecher des Flughafens war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

An den US-Börsen gaben die Aktien von Fluggesellschaften Delta Air Lines, Southwest Airlines und United Continental Holdings nach dem Bericht über den Stopp des Flugzeugs rund zwei Prozent nach. Auch der Dow-Jones-Index und die Technologiebörse Nasdaq weiteten ihre Verluste aus.

Streik am New Yorker Flughafen

Auch in den USA wächst die Angst vor einer Ausbreitung der Krankheit. Am New Yorker Flughafen LaGuardia haben sich rund 200 Reinigungskräfte aus Furcht vor der Seuche geweigert, die Flugzeugkabinen zu putzen. Sie hätten keinen ausreichenden Schutz, wenn sie Erbrochenes wegräumen oder die Bordtoiletten säubern müssten - so hätten sie zum Beispiel keine Handschuhe, die dick genug seien und nicht rissen. Die Air-Serv-Beschäftigten traten für einen Tag in den Ausstand. Die Flugzeugbesatzungen mussten die Maschinen selbst reinigen.

Die in Westafrika grassierende Ebola-Seuche wird durch Körperflüssigkeit übertragen. In den USA war am Mittwoch der erste mit dem Virus infizierte Patient gestorben – seither hat man in den Vereinigten Staaten Screenings eingeführt: An den Flughäfen in New York, Newark, Chicago, Washington und Atlanta wurden die Kontrollen verschärft, dort wird anderem die Körpertemperatur von Reisenden aus Westafrika gemessen.

Briten kontrollieren, EU überlegt Maßnahmen

Auch Großbritannien hat Ebola-Einreisekontrollen eingeführt. Die Maßnahme gelte an den Londoner Flughäfen Heathrow und Gatwick sowie am Terminal für Reisende mit dem Eurostar aus Frankreich. Die Kontrollen beträfen Reisende, die aus vom Ebola-Ausbruch betroffenen Ländern wie Liberia und Sierra Leone kommen. Die aus Ebola-Ländern ankommenden Passagiere sollen nach ihren Reisedaten und Kontakten sowie nach weiteren Reiseplänen befragt werden. Im Zweifel kann auch medizinisches Personal hinzugezogen werden.

Auch die EU erwägt solche Kontrollen: Man diskutiere entsprechende Maßnahmen mit den Mitgliedsländern, sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel. Das Thema werde bei der Ratssitzung der EU-Gesundheitsminister am kommenden Donnerstag erörtert. Den internationalen Regeln folgend würden Reisende bisher vor dem Abflug in den betroffenen Gebieten untersucht.

Schlechter Ebola-Scherz

Die Angst vor der tödlichen Seuche treibt mitunter auch skurrile Blüten – die der Sender Fox News berichtet, hat ein Reisender in einem Flugzeug von Philadelphia nach Punta Cana in der Dominikanischen Republik scherzhaft den Verdacht geäußert, er sei an Ebola erkrankt. Die anderen Passagiere verfielen dennoch in Panik, der Mann wurde daraufhin von Sicherheitspersonal in Schutzanzügen aus dem Flugzeug gebracht. Er zeigte natürlich keine Symptome der Krankheit – seinen Flug hat er aber verpasst (siehe Video).

Neben der klinischen Erprobung eines Ebola-Impfstoffs in den USA und Großbritannien haben auch in Afrika entsprechende Tests begonnen. Drei Mitarbeiter des Gesundheitswesens von Mali waren die ersten Afrikaner, denen das in Amerika entwickelten Serum verabreicht wurde. Zwei weitere sollten es am Freitag erhalten.

Vorläufige Erkenntnisse zur Wirkung und Sicherheit des Mittels mit der Fachbezeichnung "cAd3-EBO-Z" könnten Ende November vorliegen, sagte Samba Sow, der Leiter des Zentrums für Impfstoffe in Bamako, am Donnerstagabend. Insgesamt hätten sich in Mali 40 Freiwillige zur Verfügung gestellt. Auch in dem westafrikanischen Kleinstaat Gambia seien Testreihen geplant. In diesen beiden Ländern gab es noch keine Ebola-Fälle. In den westafrikanischen Staaten Liberia, Sierra Leone und Guinea sind bisher über 8.000 Ebola-Infizierte registriert worden. Die Dunkelziffer ist Experten zufolge aber sehr hoch.

Der Impfstoff wurde vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) in Bethesda (US-Bundesstaat Maryland) entwickelt. Unter den ersten Testpersonen in Mali - die Namen werden nicht veröffentlicht - ist ein 37-jähriger Kinderarzt. Er hoffe, mit der Impfung Immunität zu erlangen, so dass er Patienten helfen könne, sollte Ebola sein Land erreichen, sagte der Arzt.

Obwohl die Austrian Airlines (AUA) die betroffenen Ebola-Gebiete in Westafrika nicht direkt anfliegen, ist das Personal für den - unwahrscheinlichen - Fall, dass ein Passagier entsprechende Verdachtssymptome aufweist, gerüstet. "Wir nehmen das Problem natürlich sehr ernst, eine Panik ist aber völlig fehl am Platz", sagte AUA-Sprecher Peter Hödl.

Grundsätzlich ist die Gefahr, dass ein an Ebola erkrankter Passagier auf einen AUA-Flug gelangt, Hödl zufolge extrem gering, da es keine Direktflüge in die betroffenen Gebiete gibt. Passagiere aus den Krisenregionen werden bereits an den Flughäfen in Westafrika als auch an ihren Zieldestinationen darüber befragt, ob sie mit erkrankten Personen bzw. mit erregerhaltigem Material in Kontakt gekommen sind und werden auf Symptome kontrolliert.

Zudem ist nach derzeitigem Wissensstand Ebola erst dann übertragbar, sobald der Betroffene etwa drei Wochen nach der Infektion Symptome zeigt. Dann verschlimmert sich die Krankheit allerdings binnen weniger Stunden so schlimm, dass der Patient - etwa im Gegensatz zu einer regulären Grippe - gar nicht mehr in der Lage wäre, die Flugreise anzutreten, sagte Hödl. Dass ein infizierter Passagier an Bord eines Kurz- oder Mittelstreckenflug Symptome entwickelt, ist daher äußerst unwahrscheinlich, denkbar ist dies theoretisch lediglich bei Langstreckenflügen.

Notfallplan

Tritt ein Verdachtsfall auf, geht die Crew gemäß dem Notfallplan vor. Zuerst wird bei dem Betroffenen Fieber gemessen und er wird befragt, ob er in den vergangenen 21 Tage in der Krisenregion gewesen ist bzw. mit dem Virus in Berührung gekommen sein könnte. Falls dies der Fall sein sollte, werden umgehend die Einsatzkräfte am Boden informiert, die dann die weiteren Schritte kontrollieren.

Grundsätzlich werden auf allen AUA-Flügen Kits mit Handschuhen, Schutzmasken, Fieberthermometer und Händedesinfektionsmittel mitgeführt. Für die Passagiere stehen zusätzlich Mundschutzmasken bereit, die im Fall von Ebola allerdings gar nicht nötig sind, da sich das Virus nach derzeitigem Wissenstand nur über Körperflüssigkeiten und nicht über die Luft verbreitet.

Den verstärkten Sicherheitsvorkehrungen auf einigen Flughafen steht die AUA grundsätzlich positiv gegenüber, solange es sich auch um sinnvolle Maßnahmen handelt. Die Fluglinie warnte aber davor, dass durch überzogene Reaktionen ein enormer wirtschaftlicher Schaden entstehen könnte.

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