Zyklon in Mosambik: "Menschen hocken auf Bäumen und Dächern"
„Die Situation ist echt katastrophal. Auch Tage nach dem Aufschlagen des Zyklons ,Idai’ hocken Tausende Menschen auf Dächern und Bäumen, sind dort gefangen, weil sie von Wassermassen umgeben sind.“ Der Leiter des Büros der staatlichen österreichischen Entwicklungshilfe-Organisation ADA, Hubert Neuwirth, zeichnet im KURIER-Gespräch ein düsteres Bild der Lage in den am stärksten verwüsteten Gebieten Mosambiks. Es fehle an Hubschraubern und auch Schnellbooten, um diese Menschen zu retten oder zu versorgen.
Laut UNO benötigen 600.000 Menschen Hilfe, insgesamt leben in Mosambik, Simbabwe und Malawi 1,7 Millionen Menschen in der Todesschneise, die „Idai“ gezogen hat. In Küstennähe peitschte der Zyklon eine bis zu vier Meter hohe Sturmflut hoch. In den drei Ländern wurden 350 Tote bestätigt, es dürften aber noch viel mehr werden. Experten sprechen vom verheerendsten Zyklon in der Süd-Hemisphäre.
Regen verschärft Lage
„Am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wurde die Provinz Sofala, in der die ADA Kleinbauern unterstützt. In der Hauptstadt Beira (500.000 Einwohner) gibt es kein einziges Haus, das nicht beschädigt wurde“, schildert Neuwirth am Telefon von seinem Büro in Maputo.
Es gebe keinen bzw. kaum Strom, es fehle an sauberem Trinkwasser, die Kanalisation sei devastiert, die Gefahr eines Cholera-Ausbruchs enorm hoch. Die drei großen Supermärkte Beiras seien großteils vernichtet, Versorgungsengpässe drohten, da die Verbindungsstraßen in die Stadt unterbrochen seien.
„Ich stehe – so gut es geht – mit den Mitarbeitern österreichischer NGOs in Sofala in Kontakt. Es geht ihnen gut. Die Organisation ,Horizont 3000’ hatte überlegt, zu evakuieren, doch es blieben alle, um zu helfen. Die Kommunikation ist aber schwierig, weil das Handynetz zusammengebrochen ist, zudem haben die Menschen kaum Chancen, ihre Smartphones wegen des Strommangels aufzuladen. Seit Mittwoch funktioniert das Netz aber teilweise wieder“, betont der ADA-Leiter.
„Binnenmeere“
Die UNO spricht von regelrechten „Binnenmeeren“, die sich entwickelt hätten und verbleibenden „Insellandschaften“. Und es droht weiteres Ungemach: „Noch bis Sonntag ist anhaltender Regen von bis zu 200 Milliliter pro Tag angesagt. Zudem wurden im benachbarten Simbabwe die Schleusen von Staudämmen geöffnet, da diese dem Druck nicht mehr standhalten konnten. Das wird die Situation bei uns massiv erschweren“, zeigt sich Neuwirth besorgt.
Was die österreichischen Projekte anbelangt – Mosambik ist Schwerpunktland der heimischen Entwicklungszusammenarbeit –, könne er noch nichts sagen. Einfach zur Tagesordnung überzugehen, werde nicht möglich sein. Er wolle so bald wie möglich in die Region reisen.
Österreich hilft
Indes bitten österreichische Hilfsorganisationen um Spenden. Mitarbeiter der Caritas etwa sind bereits vor Ort, das Hilfswerk International ebenso, das Rote Kreuz hält sich einsatzbereit. Und Außenministerin Karin Kneissl sicherte als Sofortmaßnahme 500.000 Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds zu.
Spenden für die Zyklonopfer:
CARE: IBAN AT77 6000 0000 0123 6000; www.care.at;
"Licht für die Welt": IBAN: AT92 2011 1000 0256 6001; BIC: GIBAATWWXXX; www.licht-fuer-die-welt.at;
Rotes Kreuz: IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144. Kennwort: Katastrophenhilfe, oder online unter www.roteskreuz.at/spenden
World Vision: IBAN: AT22 2011 1800 8008 1800; BIC: GIBAATWW, Kennwort: "Zyklon";
Caritas: BAWAG P.S.K. BIC: BAWAATWW, IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004; oder online www.caritas.at;
Ärzte ohne Grenzen: Erste Bank IBAN: AT43 2011 1289 2684 7600, BIC: GIBAATWWXXX;
Hilfswerk International: www.hilfswerk.at/international/ida oder aufs Spendenkonto AT71 6000 0000 9000 1002 Kennwort: Nothilfe Mosambik;
Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs: Spendenkonto IBAN: AT 97 1200 0006 5412 2001, BIC: BKAUATWW oder online unter https://spende.samariterbund.net
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