Am Sonntag ist es schon wieder passiert, zum zweiten Mal innerhalb einer Woche. Ein Passagierflugzeug geriet auf der Strecke von Doha nach Dublin über der Türkei in heftige Turbulenzen und sackte plötzlich stark ab, zwölf Menschen, darunter das Bordpersonal, wurden verletzt.
Augenzeugen an Bord der Qatar-Airways-Maschine berichteten davon, dass das Flugzeug plötzlich rund 20 Sekunden lang absackte, nachdem es in ein Luftloch geraten war. Fluggäste, die nicht angeschnallt waren, seien ebenso wie das Bordpersonal an die Kabinendecke geschleudert worden. In Dublin hätten acht Personen im Krankenhaus untersucht werden müssen.
Eine Woche nach erstem Toten bei Turbulenzen
Der Vorfall ereignete sich nur sechs Tage, nachdem am vergangenen Montag erstmals ein Mensch bei Turbulenzen umgekommen war: Ein 73-Jähriger Brite starb an Bord eines Fliegers von London nach Singapur. Auch hier geriet das Flugzeug plötzlich in ein Luftloch und stürzte in die Tiefe, laut Flightradar verlor es sogar um rund 1.800 Meter an Höhe.
Bei diesem Vorfall habe sich die Maschine zunächst nach oben geneigt und sei dann abgesackt, wie Augenzeugen berichteten. Mehr als 70 Personen mussten nach einer Notlandung in Bangkok behandelt werden, darunter das Bordpersonal, das gerade Essen verteilt hatte. Stimmt also der Eindruck, dass Turbulenzen beim Fliegen stärker werden?
Eine Folge des Klimawandels
Zwar sind Turbulenzen eine häufige Begleiterscheinung bei Flugreisen, die fast jeder Fluggast schon einmal erlebt hat, vor allem in leichter Form. Sie treten zum Beispiel fast immer auf, wenn ein Flugzeug Wolken durchbricht. Doch es sind vor allem die sogenannten Klarluftturbulenzen ("Clear Air Turbulence", kurz: CAT), die beim Fliegen Probleme machen - und in den letzten Jahren tatsächlich häufiger und heftiger auftreten.
Klarluftturbulenzen sind Luftwirbel, die mit dem freien Auge nicht erkennbar sind, weil keine Wolken gebildet werden. Sie entstehen, wenn Luftströme mit stark unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Windrichtungen aufeinandertreffen, meist kommen sie in einer Flughöhe von sieben bis zwölf Kilometern vor, wo besonders viel geflogen wird. So entstehen die sogenannten Luftlöcher, die bei den oben genannten Vorfällen ausschlaggebend waren.
Wissenschaftler der britischen Universität Reading veröffentlichten im Vorjahr eine Studie, laut der heftige Klarluftturbulenzen in den letzten Jahren zunahmen - und zwar als Folge der steigenden globalen Durchschnittstemperatur im Zuge des Klimawandels.
Weil Flugzeuge mit ihrem Antrieb enorm viel CO₂ ausstoßen, nehmen die Turbulenzen auch gerade in den am stärksten beflogenen Regionen der Erde zu; vor allem über dem Nordatlantik. In Zukunft könnte die doppelte Menge an CO₂ in der Luft dafür sorgen, dass "wir etwa doppelt oder sogar dreimal so viele schwere Klarluftturbulenzen" erleben, so Studienautor Paul Williams.
Trotzdem sei gesagt: Fliegen ist noch immer eine der sichersten Fortbewegungsarten. Der Pilot Hellfried Aubauer erklärte im Gespräch mit dem KURIER zuletzt: "Es ist immer noch so, dass die Fahrt zum Flughafen gefährlicher ist, als der Flug selbst."
Bis heute gibt es keinen Beleg für ein Flugzeug, das aufgrund von Turbulenzen abgestürzt ist. Passagiere verletzten sich dabei immer nur dann, wenn sie nicht angeschnallt waren - so auch der Mann, der in der Vorwoche als erster Mensch jemals bei Turbulenzen ums Leben kam. Er starb dabei an einem Herzinfarkt.
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