Wieder normal leben? Zehn innovative Ideen für eine Rückkehr zum Alltag
Zwar geben Massentests und das Warten auf einen baldigen Impftermin langsam Hoffnung. Es gibt aber auch andere Ideen abseits von Testen und Impfen, wie eine vorsichtige Rückkehr zur Normalität aussehen kann.
Ein Jahr dauert diese verdammte Pandemie schon an, die Weltbevölkerung leidet unter den Anti-Corona-Maßnahmen. Im Frühjahr 2020 gab es einige Wochen, in denen mehr als drei Milliarden Menschen in einem Lockdown daheim bleiben mussten. Dabei gibt es immer wieder durchaus witzige und innovative Ideen, wie ein Stückchen Normalität wieder hergestellt werden kann. Der KURIER hat sich weltweit umgesehen und bringt zehn Beispiele.
1. Singapur startet internationale Konferenzen
Internationale Konferenzen, wo tausende Menschen aus aller Welt zusammenkommen, kann es in Corona-Zeiten natürlich nicht geben, das Geschäft ist völlig zum Erliegen gekommen. Völlig? Nein, eine große südostasiatische Stadt leistet Widerstand: In Singapur wurde eigens ein Areal für internationale Konferenzen geschaffen, das hermetisch abgeriegelt ist vom täglichen Leben der Stadt. Konferenzbesucher aus aller Welt können aber anreisen, und müssen ohne Quarantäne in einer Art großen Blase in Form eines Hotels samt Konferenzareal bleiben. Ihre Geschäftspartner aus Singapur können sie dennoch treffen, wenn auch immer hermetisch abgeriegelt hinter Glas.
Das Areal für die Ausländer hat Platz für 150 Gäste und 40 Konferenzräume, alle mit einem separaten Ein- und Ausgang und separater Klimaanlage. In den Konferenzräumen sitzen die Teilnehmer getrennt durch Glaswände an einem Tisch.
"Ohne so eine Möglichkeit sind die Reisemöglichkeiten ja sehr beschränkt. Die Menschen können ja nur daheim bleiben oder wochenlang in Quarantäne bleiben", wird Robin Hu, Chef der Veranstaltungsfirma in Singapur in den Malaiischen Nachrichten zitiert.
2. Südkorea verlagert den Alltag in Drive-ins
Die Südkoreaner lieben Filme, vor allem die eigenen. Doch die Pandemie hat die Branche hart getroffen, kaum ein Koreaner, der noch die riesigen Filmpaläste besucht, aus Angst vor Infektionen. Dafür boomt seit einem Jahr eine Branche, die kurz vor dem Niedergang war: Autokinos erleben ein unglaubliches Revival. Inzwischen haben viele Staaten diese Möglichkeit des kontaktlosen öffentlichen Lebens ausgebaut: Es gibt Drive-in-Banken, Drive-in-Gottesdienste, Drive-in-Tierärzte, in den USA haben Kirchen sogar Drive-in-Aschenkreuze angeboten. Joe Biden hatte im US-Wahlkampf keine einzige "normale" Wahlkampfveranstaltung abgehalten, sondern nur einige wenige auf riesigen Parkplätze, wo die Reden über Radio übertragen wurden und der Jubel in Form von Aufblenden und Hupen erfolgte.
Nicht zuletzt, die Drive-in-Corona-Tests gibt es ja auch bei uns. Und Lukas Resetarits hat schon vor einem Jahr angeboten, seine Auftritte wie Joe Biden in Autokinos abzuhalten.
3. Die Flaming Lips packen ihre Fans in Plastikbälle
Sex, Drugs, Rock'n'Roll und Plastikbälle: Die Flaming Lips haben ein ungewöhnliches Konzept für Rockkonzerte in Coronazeiten getestet. Dabei sind Publikum und Band in Plastikbälle verpackt. Das sieht dann so aus:
Laut US-Medienberichten sagten Fans vor Ort, dass man es schon mehrere Stunden in diesen Bällen aushalten könne. Außerhalb der Konzertbubbles sollten die Fans Masken tragen und Social Distancing praktizieren.
Das Rockbusiness hat keine klare Perspektive, wann und wie nach der Krise wieder große Konzert möglich sind. Die Flaming Lips wollen, sagten sie in Interviews, ein Konzept zumindest testen.
4. Autonome Roboter überwachen Abstände in Parks in Singapur
Und wieder Singapur: Dort überwachen kleine vierbeinige Roboter der US-Firma Boston Dynamics in Parks die Besucher und schreiten höflich ein, wenn Abstände in dem Gebiet, das sich über drei Kilometer erstreckt, nicht eingehalten werden. Aussehen tut das dann in etwa so:
5. In Kerala, Indien, bekommen Marktbesucher Riesenschirme zum Abstandhalten
Es muss nicht immer High Tech sein, es geht auch Low Tech: In der indischen Stadt Kerala, berichtet die UNO, bekommen alle Besucher des örtlichen Marktes einen großen Schirm, den sich auch zwei Personen (aus dem gleichen Haushalt) teilen können. Die Durchmesser der Schirme liegen bei knapp einem Meter, so werde automatisch die Distanz zwischen den Marktbesuchern gewahrt.
6. Beispiel Super Bowl
Das "Sportevent des Jahres" lief auch heuer nicht ohne Zuschauer ab – wenngleich die Pandemie in den USA mit aller Härte wütet. Doch einen Superbowl vor leeren Rängen ablaufen zu lassen, kam für die NFL nicht in Frage. 25.000 Zuschauer durften im 66.000 Menschen fassenden Raymond James Stadium in Tampa den Triumph der Tampa Bay Buccaneers bestaunen. Allerdings unter harten Sicherheitsauflagen. Rund um das Stadion hat Tampas Bürgermeisterin Jane Castor eine Maskenpflicht erlassen. Jeder Stadionbesucher bekam vor dem Zutritt eine FFP2-Maske ausgehändigt. Im Stadion durfte die Maske nur zum Essen oder Trinken abgenommen werden.
Die Fans wurden im Stadion "gelenkt". Treppen und Aufzüge führten immer nur in eine Richtung. So sollten entgegenkommende Begegnungen vermieden werden, um den Abstand besser einhalten zu können.
Im Stadion selbst durfte ausschließlich kontaktlos bezahlt werden, das gab es noch nie in der Geschichte des Super Bowls.
Ein besonderes Geschenk machten die Veranstalter dem Gesundheitspersonal: 7.500 erhielten Freikarten.
7. Hart, aber dafür machbar: So verliefen die Australian Open
Australien fährt eine der härtesten Corona-Politiken der Welt, verhängt selbst bei einer Infektion Lockdowns über ganze Städte. Dennoch – oder aus diesem Grund – konnten die Australian Open vor Publikum stattfinden. Mit Unterbrechungen. Und unter harten Maßnahmen: Alle Tennisprofis und deren Betreuer mussten zunächst nach ihrer Einreise für 14 Tage in Quarantäne.
Den Eröffnungstag der Australian Open besuchten ganze 17.922 Zuschauer, allerdings wurde im Laufe des Turniers wegen eines Corona-Ausbruchs in einem Flughafen-Hotel ein fünftägiger Lockdown verhängt. Alle Fans mussten das Stadion während eines Spiels verlassen. Am Ende des Turniers waren noch 25.000 Zuschauer pro Tag zugelassen. Im Großen und Ganzen verlief dieser Versuch reibungslos.
8. Von Plan A bis C: Wenn der Fußball unter Druck steht
Not macht erfinderisch. Auch wenn der WAC beim 1:4 gegen Tottenham chancenlos war – man hatte zumindest die Chance gehabt, es gegen den Top-Verein zu versuchen. Denn im schlimmsten Fall hätten die Kärntner am Grünen Tisch verloren. Mit 0:3. Aufgrund der harten Einreisebeschränkungen gegen britische Flieger wegen der britischen Mutation war es bald klar, dass der WAC das Sechzehntelfinale der Europa League nicht in Klagenfurt austragen konnte.
Zwar hatten die Kärntner bereits eine Genehmigung eingeholt, dass Tottenham in Klagenfurt landen dürfe, die wurde dann jedoch seitens der Politik wieder entzogen. Man griff zu Plan B: Einem Corona-Korridor: Tottenham hätte in Slowenien landen können und von dort per Bus nach Klagenfurt gebracht werden können. Dies wiederum wollte Tottenham aufgrund von Zusatzbelastungen nicht.
Als letzte Möglichkeit blieb nur noch Plan C: Das Spiel in Budapest auszutragen, wo beiden Teams eine Einreise erlaubt war.
9. Sex via Fernbedienung
Der Lockdown sorgte nicht nur für weniger Infektionen, sondern trennte auch viele Paare räumlich voneinander. Um dennoch so etwas wie Lust und Leidenschaft zu verspüren, schienen viele auf App-gesteuerte Vibratoren zurückzugreifen. Damit ist es per Fingertipp möglich, der Partnerin oder dem Partner zu richtigen Zeit den richtigen Reiz zu versetzen.
Der Onlinehändler eis.de berichtete 2020 etwa von einem Plus von 300 Prozent bei den Bestellungen eines beliebten Vibrator-Modells. "App-gesteuerte Vibratoren sind auch im zweiten Lockdown noch immer die Kategorie mit dem stärksten Anstieg", sagte eine Unternehmenssprecherin.
10. Fleischthermometer
Zurecht fragen Sie, werte Leserin und werter Leser, warum wir hier über einen Fleischthermometer berichten. Die Idee ist tatsächlich zur Prävention vor einer neuen Pandemie: Denn mit einem simplen Fleischthermometer um wenige Euro können fragwürdige Gourmets sicherstellen, dass die Fledermaus oder das Gürteltiere, das vor einem auf dem Grill liegt, AUCH WIRKLICH DURCH IST! Hätte man diesen Tipp schon im Herbst 2019 in Wuhan beachtet, wäre der Welt wohl viel Leid erspart geblieben.
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