Ganze Mordserien übersehen? Schwere Vorwürfe gegen Scotland Yard

Ganze Mordserien übersehen? Schwere Vorwürfe gegen Scotland Yard
Die Londoner Polizei habe Todesfälle nicht ordentlich untersucht, lautet die in einem Untersuchungsbericht geübte Kritik.

Weil Todesfälle nicht ordentlich untersucht werden, entgehen der Polizei in London womöglich ganze Mordserien. Zu diesem beunruhigenden Schluss kommt ein Bericht zur Arbeit der Metropolitan Police, der am Donnerstagabend veröffentlicht wurde. Die Inspektoren der Aufsichtsbehörde HMICFRS (His Majesty's Inspectorate of Constabulary and Fire & Rescue Services) bescheinigten der auch als Scotland Yard bezeichneten Polizeibehörde, nichts aus ihren Fehlern gelernt zu haben.

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Diese Fehler führten 2014 und 2015 zum wohl vermeidbaren Tod von drei jungen Männern. Ein Serienkiller hatte damals vier Opfer in kurzem Abstand mit K.o.-Tropfen vergiftet und die leblosen Körper nahe seiner Wohnung im Ost-Londoner Stadtteil Barking abgelegt. Die Polizei erkannte jedoch zunächst keinen Zusammenhang zwischen den Todesfällen. Später stellte eine Untersuchung fest, dass er bereits nach dem ersten Mord hätte überführt werden können, hätte die Polizei ihre Arbeit ordentlich gemacht.

Tötungsdelikte werden nicht so eingestuft

"Die Met (Metropolitan Police) hat nicht genug gelernt aus ihren Fehlern von vor acht Jahren und ganz klar, was damals geschehen ist, könnte wieder passieren", sagte Inspector of Constabulary Matt Parr, der die Untersuchung leitete, der Nachrichtenagentur PA. Einige Ermittler sollen sogar offen zugegeben haben, Gemeinsamkeiten zwischen ungeklärten Todesfällen eher durch Glück zu bemerken, als durch die rigorose Anwendung von Standardverfahren.

Jeden Tag wird der Aufsichtsbehörde zufolge in London die Polizei wegen 30 unerwarteter Todesfälle gerufen. Im Jahr sind das etwa 10.000 Fälle. Davon würden aber nur zwei bis drei pro Woche als Tötungsdelikte eingestuft. "Es scheint mir wahrscheinlich, wenn nicht sicher, dass unter den Todesfällen, die nicht als Tötungsdelikt eingestuft werden, einige sind", sagte Parr.

Institutioneller Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Homophobie

Bereits Anfang April war ein Bericht publik geworden, der Scotland Yard ein schlechtes Zeugnis ausstellte. Darin war von institutionellem Rassismus sowie Frauenfeindlichkeit und Homophobie die Rede. Frauen und Mädchen seien Opfer von Gewalt gewesen, die nicht angemessen behandelt worden sein soll. Darüber hinaus würden in der Behörde verbreitet Mobbing, Sexismus und Diskriminierung vorherrschen.

Im Rahmen einer umfassenden Reform der von Skandalen geplagten Londoner Polizei hatte der Chef von Scotland Yard, Mark Rowley, angekündigt, dass Dutzende von Polizisten aus der Einheit entlassen werden könnten. In einem Interview mit der BBC erklärte er, dass etwa 100 Polizisten einer gründlichen Prüfung unterzogen würden und "möglicherweise gezwungen sein könnten, die Organisation zu verlassen".

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