Sylt-Nachahmer: Deutsche Eliteschüler grölen rechtsextreme Parolen auf Party

Sylt-Nachahmer: Deutsche Eliteschüler grölen rechtsextreme Parolen auf Party
Die Schüler ahmten auf einer Party das Video aus Sylt nach, in dem Besucher rechtsextreme Parolen zu Gigi D'Agostino »L'amour toujours« grölten.

In einem Eliteinternat werden acht Schülerinnen und Schüler nun für eine Woche suspendiert, weil auch sie rechtsextreme Parolen zum 1999er Party-Track "L'Amour Toujours" von Gigi D'Agostino gesungen haben. 

Die Privatschule Louisenlund in Schleswig-Holstein zieht damit Konsequenzen aus dem Verhalten seiner Schüler vom vergangenen Donnerstag, wie der Spiegel am Dienstag berichtet. 

"Anflug großer Dummheit"

Laut dem Stiftungsleiter von Louisenlund, Peter Rösner, wollten die Schülerinnen und Schüler in einem "Anflug großer Dummheit" das Video aus einer Sylter Party-Location nachahmen, das seit vergangener Woche für Entrüstung sorgt. 

In dem angesprochenen Video, das am Donnerstag viral gegangen war und zu Pfingsten entstanden sein soll, ist zu sehen und zu hören, wie junge Menschen zur Melodie des mehr als 20 Jahre alten Party-Hits "L"amour toujours" rassistische Parolen grölen. Scheinbar ungeniert und ausgelassen singen sie "Deutschland den Deutschen - Ausländer raus!".  Es wurden auch Gesten gezeigt, die an den Hitlergruß erinnern. Eine der an dem Gegröle beteiligten jungen Frauen mit Sonnenbrille im Haar und weißer Bluse hatte die Szene gefilmt. Die Umstehenden singen und wippen, haben Gläser mit Getränken in den Händen. 

Die Schülerinnen und Schüler aus Louisenlund wiesen gegenüber des Stiftungsleiters Rösner eine fremdenfeindliche Absicht von sich; sie alle hätten Freunde, die "in diesem Sinne als "Ausländer"" gelten. "Sie bereuen dieses Fehlverhalten sehr und sind bereit, jegliche Sanktionen der Schule als Strafen anzunehmen", so Rösner in einem Schreiben an den Spiegel

Im Rahmen der Suspendierung sollten die acht Schülerinnen und Schüler ehrenamtliche Arbeit leisten und reflektieren. Die Schule wolle für die gesamte SchülerInnenschaft zudem Konzepte zur Politischen Bildung und Demokratieerziehung weiterentwickeln. 

Party sofort aufgelöst

Eine bei der Schülerfeier im Jugendtreff des Internats anwesende Pädagogin habe die Musikanlage sofort abgedreht, als der Song angespielt wurde und die rechtsextremen Parolen erklangen - sie habe die Feier aufgelöst und die Jugendlichen zum "Nachdenken ins Bett geschickt". Die Schülerinnen und Schüler seien sich über die Tragweite ihres Verhaltens nicht bewusst gewesen, die Schule habe sofort mit den betroffenen Jugendlichen Gespräche geführt, das Lehrpersonal wurde noch am selben Abend informiert. 

Song droht präventiv "gecancelt" zu werden

Um ähnliche Vorfälle zu vermeiden, wird der Party-Hit für einige Events, etwa dem Oktoberfest, präventiv verboten.

Das offen und ungenierte rechtsextreme und fremdenfeindliche Verhalten der Sylter-Partygäste sorgt seit vergangener Woche für Ärger und Entrüstung. In Deutschland wächst die Sorge vor einem weiteren Rechtsruck, das Video rief auch die Politik auf den Plan. Der Antisemitismusbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Felix Klein, sagte am Wochenende, menschenfeindliche Ideologie sei inzwischen ganz offensichtlich "Teil der Popkultur". Und sie sei in Milieus salonfähig, denen klar sein müsse, dass Ausländer maßgeblich zum Wohlstand beitrügen.

Der deutsche Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sagte: "Wer so rumpöbelt, ausgrenzt und faschistische Parolen schreit, greift an, was unser Land zusammenhält." Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) rief zu Zivilcourage in solchen Situationen auf. 

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