Der Vater der Psychoanalyse hatte im Jahr 1938 nach der Flucht aus Wien in London seinen letzten Wohnort gefunden. Es war ihm aber gelungen, nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Besitz zu retten. Und so trifft man in Englands Hauptstadt auf schwere Holzregale oder bunte Biedermeierkästen. Seit 1986 ist das Haus ein Museum, wie es Tochter Anna Freud wünschte, die nach dem Tod ihres Vaters hier blieb.
"Freud war ein großer Sammler"
In der neuen Ausstellung „Freud’s Antiquity: Object, Idea, Desire“ wird bis 16. Juli seine antiquarische Sammlung gezeigt. „Freud war ja ein großer Sammler“, sagt Miriam Leonard vom University College London, die mit Kollegen vom Kings College London und von der University von Houston die Ausstellung kuratiert hat, und ergänzt: „Für ihn war das nur naheliegend. Ein Psychoanalytiker hat große Ähnlichkeit mit einem Archäologen. Beide müssen tief graben, um versteckte Wahrheit ans Licht zu bringen.“ Leonard steht im ersten Stock des Wohnhauses vor einem Schaukasten, der eine Reihe an divers geformten, farblich unterschiedlichen Penis-Amuletten zeigt, die Freud während eines Aufenthalts in Pompeji erworben hat.
Der Weinkrug und die Traumdeutung
Interessant sei die Spannweite von Freuds Errungenschaften, sagt Leonard. Zum einen sei da die steinerne Sphinx, die einen Bezug zu seinem Hysterie-Begriff darstelle. Der etruskische Weinkrug wiederum helfe bei der Interpretation seiner Traumdeutung. Und eine Statue der Göttin Isis mit Sohn Horus spiegle seine Faszination für ägyptische Mythologie wider. Knapp 2.500 Antiquitäten wurden der Nachwelt hinterlassen, 25 davon werden in der Schau expliziert hervorgehoben. Und exakt 65 seiner liebsten Skulpturen standen stets auf seinem Schreibtisch.
Schreibtisch und Couch können bald nicht nur Museumsbesucher und -besucherinnen zu Gesicht bekommen. In Dublin wurde der Londoner Wohnsitz nachgebaut – für einen Spielfilm mit Anthony Hopkins in der Rolle des großen Psychoanalytikers. In „Freud’s Last Session“ wird ein fiktiver Austausch Freuds mit Narnia-Autor CS Lewis dargestellt. Zur Recherche kam das Filmteam auch ins Museum.
Besonders die Couch erregt großes Interesse. „Anfangs hat uns niemand glauben wollen, dass es die echte ist“, erzählt ein langjähriger Mitarbeiter. „Also haben wir ein Foto zum Beweis aufgehängt.“ Er lacht und deutet auf das Schwarzweiß-Bild. Es zeigt die ursprüngliche Wohnung in der Wiener Berggasse. Gleicher Teppich, gleiche Pölster.
Einzig die römische Gipsfigur geht in Wien noch zur Couch hin, in London verlässt sie den Raum. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass Freud am Ende seiner Analyse angelangt war.
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