Der Astronom des Papstes: "Das Universum könnte vor Leben wimmeln"

Papst Leo XIV. besuchte jüngst die Vatikanische Sternwarte in Castel Gandolfo
Er ist Astronom, Jesuit – und Leiter der Vatikanischen Sternwarte. Und in dieser Funktion wartete der US-Amerikaner Guy Consolmagno im Gespräch mit dem Portal "katholisch.de" mit einer bemerkenswerten Aussage auf: „Das Universum könnte vor Leben wimmeln – wir könnten aber auch alleine sein.“ Also der nächste Schritt nach der (späten) Akzeptanz des heliozentrischen Weltbildes – dass der Mensch nicht das Maß aller Dinge ist?

Chef-Astronom Guy Consolmagno mit Papst Leo XIV. (l.)
Für den 72-Jährigen kein Problem und kein Widerspruch zur katholischen Lehre. Aus religiöser Sicht spräche nichts dagegen, dass es andere Geschöpfe geben könnte, die in einer Beziehung zu Gott stehen.
„Unsere eigene Tradition der Engel ist nur ein Beispiel für nicht-menschliches Leben“, sagte der Gottesmann. Und weiter: „An anderen Stellen sprechen Psalmen und andere Bücher (der Bibel; Anm.) wie der Prophet Baruch davon, dass die Sterne den Schöpfer mit ihrem Gesang preisen.“
"Das Science-Fiction-Kind in mir"
Freilich fix sei nichts bezüglich von „Aliens“ da draußen. „Wir wissen es nicht. Wir wissen nicht einmal genug, um eine fundierte Vermutung anzustellen“, sagte Guy Consolmagno. Allerdings zitierte er in einem Interview mit dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) zu Jahresbeginn wohl nicht zufällig seinen Freund, den amerikanischen Astronomen und Astrophysiker Carl Sagan mit den Worten „Wenn wir das einzige Leben im Universum sind, würde es sich wie eine Platzverschwendung anfühlen.“ Und der Jesuit weiter: „Das Science-Fiction-Kind in mir würde natürlich gerne auf anderes Leben stoßen, selbst wenn es nur Mikroben wären.“
Seine Faszination für das Weltall sei schon früh entstanden. „In den Kindergarten kam ich, als der Sputnik gestartet wurde (1957; Anm.). Die Highschool beendete ich in dem Jahr, als erstmals Menschen auf dem Mond landeten (1969; Anm.). Wie könnte man da nicht fasziniert und verrückt sein nach dem Weltraum?“, formulierte Consolmagno gegenüber dem SRF.
Nach einschlägigen Studien verfasste der anerkannte Wissenschaftler, der 1989 in den Jesuitenorden eintrat, zahlreiche Studien und Publikationen. Stets glaubte und glaubt er an die Notwendigkeit eines Nebeneinander von Wissenschaft und Glaube: „Religion braucht die Naturwissenschaften, um sie vor Aberglauben zu bewahren und sie an der Realität zu halten“, betonte er einmal.

Der verstorbene Papst Franziskus machte 2015 seinen jesuitischen Ordensbruder Guy Consolmagno zum Leiter der Vatikanischen Sternwarte
Seine wissenschaftliche Expertise veranlasste 2015 Papst Franziskus, seinen Ordensbruder zum Leiter der Vatikanischen Sternwarte zu ernennen. Dort stattete ihm jüngst der amtierende Pontifex Maximus, Leo XIV., während seines Sommeraufenthaltes in Castel Gandolfo einen Besuch ab. Wegen der zunehmenden Lichtverschmutzung wurde 1930 der Sitz der Einrichtung von Rom dorthin verlegt.
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