Uruguay will NS-Adler doch nicht einschmelzen

Uruguay will NS-Adler doch nicht einschmelzen
Das Nazi-Symbol wurde aus einem deutschem Kriegsschiffswrack vor Montevideos Küste geborgen. An sich wollte man eine Friedenstaube daraus machen.

Angesichts von heftigem Widerstand aus Kultur und Politik soll in Uruguay ein NS-Adler aus Bronze nun doch nicht eingeschmolzen und in eine Friedenstaube verwandelt werden.

Er ziehe sein umstrittenes Vorhaben zurück, erklärte am Sonntag Präsident Luis Lacalle Pou. Der NS-Adler war vor 17 Jahren im Wrack eines im Zweiten Weltkrieg gesunkenen deutschen Kriegsschiffs gefunden worden.

"Es gibt eine starke Mehrheit, die mit dem Projekt nicht einverstanden ist", sagte Lacalle Pou mit Blick auf seine Umwandlungspläne. "Und wenn man Frieden haben will, dann ist es eines der wichtigsten Dinge, Einigkeit zu haben." Sein Plan habe "ganz klar nicht dafür gesorgt".

Der Präsident hatte die Umwandlung des zwei Meter hohen und mehr als 300 Kilogramm schweren Bronze-Adlers erst am Freitag verkündet. Dabei erklärte er, dass aus einem "Symbol für Gewalt und Krieg" ein "Symbol für Frieden und Einheit" werden solle.

Dagegen gab es sofort heftige Proteste sowohl aus Kulturkreisen als auch aus der Politik, unter anderem auch aus der Regierungskoalition.

Uruguay will NS-Adler doch nicht einschmelzen

Der zwei Meter große NS-Adler, der auf einem Hakenkreuz in einem Eichenkranz steht, schmückte einst das Heck des deutschen Panzerschiffs "Admiral Graf Spee".

Das Schiff war zu Beginn des Zweiten Weltkriegs an der Schlacht am Río de la Plata gegen die britische Marine beteiligt gewesen.

Die Skulptur wurde 2006 nach einer zehnjährigen Suche in der Mündung des Flusses gefunden. Im Jahr 2019 entschied ein Gericht, dass die Skulptur verkauft und die Hälfte des Erlöses an die Bergungsfirma gehen muss.

Diese Aufteilung hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben 2004 mit der uruguayischen Marine vereinbart. Die Unternehmen reichte daher Klage ein und warf der Regierung Vertragsbruch vor.

Verkauf sollte verhindert werden

Die Regierung wollte einen Verkauf des Adlers verhindern, weil sie befürchtete, die Neonazis die Skulptur kaufen könnten. Auch die deutsche Regierung äußerte sich besorgt. Vergangenes Jahr entschied dann der Oberste Gerichtshof Uruguays, dass der Adler Staatseigentum ist.

Die "Admiral Graf Spee" war im Dezember 1939 an der ersten Seeschlacht im Zweiten Weltkrieg zwischen der Flotte des Dritten Reichs und der britischen Marine beteiligt.

Nach heftigen Gefechten mit drei britischen Kriegsschiffen lief die "Admiral Graf Spee" für Reparaturarbeiten in den Hafen von Montevideo ein. Wegen einer Blockade durch die britische Marine gab der Kommandant das Schiff jedoch auf und versenkte es. Drei Tage später beging er Suizid.

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