"Unsere Kinder werden hungern": Indische Bauern blockieren Städte

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Die Regierung will die Agrarindustrie deregulieren, Landwirte fürchten um ihre Existenz. Bereits jetzt gibt es jährlich Tausende Bauern-Selbstmorde.

Hunderttausende Demonstranten auf den Straßen; Bauern, die Verkehrswege in mehreren Landesteilen blockieren - und ganz viel Wut: In Indien brodelt es. Auslöser ist die geplante Deregulierung der Agrarindustrie, die im September beschlossen wurde.

Viele Bauern sagen, dass durch die Reformen ein massiver Preisverfall drohe, ihre Existenzgrundlage werde zerstört. "Unsere Kinder werden hungern, was könnte mehr Sorgen bereiten als das?", brachte es ein Betroffener gegenüber der Nachrichtenagentur AFP auf den Punkt.

"Gehen erst nach Sieg"

Bereits seit Ende November blockieren Hunderttausende Bauern Straßen um die indische Hauptstadt Neu-Delhi. Sie wollen protestieren, bis die Agrarreformen von der Regierung zurückgenommen würden, notfalls auch Monate lang. Sie campieren auf dem Asphalt, schlafen unter Planen oder unter Tankstellendächern.

"Unsere Kinder werden hungern": Indische Bauern blockieren Städte

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"Unsere Kinder werden hungern": Indische Bauern blockieren Städte

"Wir gehen erst nach einem Sieg", sagte ein Demonstrant zu Spiegel TV. Minister und Bauernvertreter konnten den Konflikt allerdings bisher nicht beilegen, neue Verhandlungen wurden am Mittwoch erwartet.

Tausende Selbstmorde jährlich

Bisher konnten Landwirte ihre Erzeugnisse an staatliche Organisationen verkaufen, so genannte Mandis, die ihnen Mindestpreise garantierten - sie fungierten sozusagen als Zwischenhändler zwischen Kleinbauern und z. B. Supermarktketten. Die geplante Deregulierung erlaubt Bauern künftig, die Produkte auf dem freien Markt zu verkaufen. Die Befürchtung ist, dass dadurch große Unternehmen die Preise drücken und die Geschäftsgrundlage der Bauern zerstören werden.

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Bereits vor der Deregulierung war die Lage in der indischen Landwirtschaft prekär. Die Branche beschäftigt mehr als 40 Prozent der indischen Arbeitskräfte, leidet aber an fehlenden Mitteln und Unterentwicklung. Indien mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern hat eine der weltweit höchsten Raten an Bauern-Selbstmorden, jährlich töten sich Tausende Landwirte aus Verzweiflung über ihre Situation.

Die Coronakrise verschärfte das Problem, da es Wanderarbeitern während des strengen Lockdowns im Frühjahr nicht möglich war, zur Arbeit zu gelangen. Die Ernte verfaulte teils auf den Feldern.

Am Montag hatte Regierungschef Narendra Modi erklärt, Reformen seien notwendig für wirtschaftliche Entwicklung. "Wir können nicht das neue Jahrhundert mit Gesetzen aus dem vergangenen Jahrhundert gestalten", sagte er. Doch der Druck auf den Hindu-Nationalisten steigt. Bauern sind allein wegen ihrer großen Zahl eine wichtige Wählergruppe, zudem bekommen sie Unterstützung von anderen Berufsgruppen.

Unterstützung aus Europa

So unterstützten Eisenbahnarbeiter, Lkw-Fahrer, Lehrer und weitere Gewerkschaften die Landwirte bei ihrem Nationalen Aktionstag am Dienstag. In vielen Teilen des Subkontinents hielten die Demonstranten Züge an und errichteten Straßensperren.

Auch im Ausland erhalten die indischen Bauern Unterstützung. Für das Wochenende sind etwa in Deutschland Protestzüge per Fuß oder - wegen Corona - mit Autos geplant. Auch in Österreich sollen Demonstrationen stattfinden, einen Termin gibt es dafür noch nicht.

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