Sie haben ihre Grenzen zu Indien geschlossen.
Dramatisch ist die Lage in Nepal. Gab es in dem bei Bergsteigern beliebten Himalaja-Land mit rund 30 Millionen Einwohnern noch im März weniger als 100 Neuansteckungen pro Tag, wurde am vergangenen Donnerstag der bisherige Höchstwert von über 9.000 erreicht.
Zwei von fünf Coronatests in Nepal fallen laut Medien zurzeit positiv aus, die Spitäler sind ebenso überlastet wie die Krematorien. Und auch hier wird von einer hohen Dunkelziffer bei den Infektions- und Todeszahlen ausgegangen.
"Wir werden vergessen"
In Nepal kursieren die britische und die indische Virusmutation. Anders als in der ersten Coronawelle im Vorjahr erkranke nun die gesamte Familie, wenn ein Mitglied sich infiziert habe, beobachten Ärzte. Viele Patienten seien zudem sehr jung, zwischen 20 und 30 Jahren.
Doch anders als der Wirtschaftsmacht Indien mit ihren 1,3 Milliarden Einwohnern werde Nepal kaum Beachtung geschenkt, kritisieren Hilfsorganisationen. „Obwohl sich das Virus hier viel schneller verbreitet“, wie Budhi Setiawan, medizinischer Leiter des Kinderhilfswerks Unicef in Nepal, gegenüber dem Spiegel sagte.
Sein Land sei viel ärmer als Indien und darüber hinaus vom großen Nachbarn abhängig. Lieferungen von Sauerstoff, Medikamenten und Schutzkleidung aus Indien blieben angesichts der dortigen Krise aus, so Budhi Setiawan. Und auch dringend benötigte Vakzine – in Nepal gab es bisher nur 2,5 Mio. Impfungen – könne Indien derzeit nicht liefern. „Wir fürchten, dass wir vergessen werden“, so Setiawan.
In den kommenden Wochen droht die Lage noch schlimmer zu werden. Eine halbe Million Wanderarbeiter, die ihr Glück in Indien gesucht hatten, wird in Nepal zurückerwartet.
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