Taifun "Kalmaegi" trifft auf Philippinen: Mehr als 100 Tote

Ein Mann geht barfuß durch eine schlammige, von Überschwemmung und zerstörten Autos gezeichnete Straße mit Trümmern.
Wegen des Taifuns mussten mehr als 430.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Ein Militärhubschrauber ist abgestürzt. Der Sturm erreicht bald Vietnam.

Zusammenfassung

  • Taifun "Kalmaegi" forderte auf den Philippinen über 100 Tote, mehr als 430.000 Menschen mussten evakuiert werden.
  • Schwere Überschwemmungen und Schlammlawinen, teils verstärkt durch vulkanisches Material, richteten große Schäden an; ein Militärhubschrauber stürzte bei einem Hilfseinsatz ab.
  • Ein Korruptionsskandal um nicht ausgeführte Hochwasserschutzprojekte steht im Fokus, während der Sturm nun auf Vietnam zusteuert.

Auf den Philippinen ist die Zahl der Toten durch den Taifun "Kalmaegi" auf über 100 gestiegen. Weitere 35 Leichen seien aus überfluteten Gebieten geborgen worden, sagte ein Sprecher der besonders schwer betroffenen Provinz Cebu am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. 

Die Opferzahl in der Provinz sei damit auf 76 gestiegen. Provinzgouverneurin Pamela Baricuatro wies unterdessen auf eine mögliche Verbindung zwischen einem Korruptionsskandal und der verheerenden Flut hin.

Auch auf der philippinischen Insel Negros kamen nach Angaben der Polizei zwölf Menschen ums Leben. Unter den Opfern waren sechs Besatzungsmitglieder eines Militärhubschraubers, der während eines Hilfseinsatzes abstürzte. Weitere zwölf Menschen wurden demnach vermisst.

Zusammenhang zwischen Schlammlawinen und Vulkanausbrüchen

Nach Angaben eines Polizeivertreters besteht ein Zusammenhang zwischen von dem Taifun ausgelösten Schlammlawinen und früheren Vulkanausbrüchen auf Negros. Durch Ausbrüche des Vulkans Kanlaon habe sich vulkanisches Material in dessen oberen Bereichen abgelagert, sagte der Polizeileutnant Stephen Polinar. Infolge der Regenfälle seien diese Ablagerungen auf die Dörfer heruntergerutscht. Der philippinische Zivilschutz hatte zuvor bereits 17 Tote in anderen Provinzen des Inselstaats gemeldet.

Taifun "Kalmaegi" hatte am Dienstag auf den Philippinen gewütet. Einsatzkräfte hatten im Vorfeld 400.000 Menschen aus gefährdeten Gebieten evakuiert. Auf der Insel Cebu wurden ganze Ortschaften überflutet. In von der Nachrichtenagentur AFP verifizierten Videos war zu sehen, wie Autos, Lastwagen und sogar riesige Schiffscontainer von schlammigen Fluten mitgerissen wurden.

Mehrere Autos liegen nach einer Überschwemmung ineinander verkeilt und beschädigt zwischen Wohnhäusern in einer engen Gasse.

Mehrere Menschen räumen eine schlammige Straße auf, indem sie Eimer und Mülltonnen voller Schlamm transportieren.

Viele Menschen stehen in einer Schlange im Freien, um Essenspakete zu erhalten, die von Helfern verteilt werden.

Mehrere Autos sind zwischen Häusern ineinander verkeilt, umgeben von Schlamm und verstreuten Gegenständen.

Mehrere Autos sind in einer engen, schlammigen Straße zwischen Häusern übereinandergestapelt, Menschen stehen im Matsch.

Ein Junge läuft barfuß durch zerstörte Häuser und Trümmer nach einer Überschwemmung.

Zwei Menschen stehen unter einer provisorischen Plane inmitten von Trümmern und zerstörten Häusern nach einer Katastrophe.

Zwei Menschen bewegen sich durch überschwemmte Trümmer und versuchen, Materialien aus den zerstörten Häusern zu bergen.

Bei starkem Regen retten Feuerwehrleute eine Person durch überflutete Straßen.

Ein Fluss fließt durch eine von Überschwemmungen und Zerstörung stark betroffene Siedlung mit vielen zerstörten Häusern.

Windspitzen von bis zu 180 km/h

"Kalmaegi" zog mit Windgeschwindigkeiten von 130 Kilometern pro Stunde übers Land, teilweise wurden Böen von bis zu 180 Stundenkilometern gemessen. Bereits in den 24 Stunden, bevor "Kalmaegi" auf Land getroffen war, waren in der Region um die Provinzhauptstadt Cebu City laut dem staatlichen Wetterdienst 183 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Dies seien deutlich mehr als der monatliche Durchschnitt von 131 Litern gewesen.

In der Provinz Cebu hatte bereits vor dem Taifun ein Skandal über von Steuergeld bezahlte, aber nicht ausgeführte Hochwasserschutzmaßnahmen für Aufsehen gesorgt. In solche Projekte sollen umgerechnet mehrere Milliarden Euro geflossen sein.

Milliarden für Hochwasserschutz

Die Provinzgouverneurin Pamela Baricuatro wies am Mittwoch auf eine mögliche Verbindung zwischen dem Korruptionsskandal und der Flut hin. Es stelle sich die Frage, "warum wir hier schreckliche Sturzfluten haben", wenn im Haushalt 26,6 Milliarden Philippinische Pesos (umgerechnet etwa 393 Millionen Euro) für Hochwasserschutzprojekte vorgesehen seien, sagte Baricuatro in einem Interview mit dem Sender ABS-CBN. Im Zentrum des Skandals steht insbesondere das philippinische Ministerium für öffentliche Arbeiten und Straßenbau.

Nach Angaben eines Ministeriumssprechers befindet sich Minister Vince Dizon bereits in Cebu, um die Schäden durch den Taifun zu begutachten. Danach werde er sich womöglich äußern.

Sturm erreicht bald Vietnam

Im Laufe der Woche soll Taifun "Kalmaegi" Vietnam erreichen, das bereits in den vergangenen Tagen von Regenfällen in Rekordausmaß heimgesucht worden war.

Bisher wurde Vietnam im Jahr durchschnittlich von zehn Taifunen und anderen tropischen Wirbelstürmen getroffen - der nun am Donnerstag drohende "Kalmaegi" ist schon der 13. in diesem Jahr.

In Vietnam wie auf den Philippinen sind Starkregen und Unwetter in der Regenzeit zwischen Juni und November üblich. Durch den menschengemachten Klimawandel werden extreme Wetterereignisse aber häufiger und heftiger.