Sri Lanka will "Kurzarbeit" für Arbeitselefanten

Sri Lanka will "Kurzarbeit" für Arbeitselefanten
Dickhäuter auf Sri Lanka sind ein großes Streitthema. Bald sollen sie bessere Arbeitsbedingungen erhalten, aber Tierschützer wittern dennoch Gefahren

Elefanten gelten auf Sri Lanka als Verkörperung von Buddha selbst. Als Buddhas Mutter mit ihm schwanger wurde, träumte sie, dass ihr ein weißer Elefant eine Lotus-Blüte anbot und sich in ihr einnistete. So erzählen es die Leute. Doch rund 180 Elefanten leben auf Sri Lanka in Gefangenschaft - bei buddhistischen Tempeln, reichen Geschäftsleuten, einflussreichen Politikern und staatlichen Elefantenparks.

Sie müssen arbeiten - unter Bedingungen, die Tierschützer immer wieder kritisieren. Sie müssen bei religiösen Festen Reliquien von Buddha tragen und geschmückt durch große Menschenmengen laufen. Sie müssen auch schwere Bäume und viele Menschen schleppen, mit Touristen baden oder sich von ihnen füttern lassen.

Nun will die Regierung ihre Arbeitsbedingungen verbessern. Das Parlament soll den folgenden Gesetzesänderungen in den kommenden Wochen noch formell zustimmen: Ein Elefant soll nur noch vier Stunden am Stück Bäume oder Menschen tragen müssen - und das nur am Tag und bei schönem Wetter, auf seinem Rücken sollen gleichzeitig höchstens vier Leute reiten dürfen und er soll in einem Fahrzeug höchstens zwölf Stunden und mit höchstens 30 km/h transportiert werden. Elefantentreiber dürfen nur noch nüchtern arbeiten und müssen eine entsprechende Ausbildung absolvieren.

Aber geht es dabei wirklich um das Wohl der Elefanten?

Viele Tierschützer im Land machen diese Regeln nicht glücklich, sie sind eher voller Sorge. Sie sind überzeugt, dass die Regierung sie lediglich als Vorwand nutzt, um mehr Elefanten zu domestizieren, wie der Chef des Centre for Environmental Justice, Hemantha Withanage, sagt. Die Tierschützer fürchten auch, dass Elefanten trotz der vermeintlich tierfreundlichen Regelungen weiter zu schwierigen Bedingungen ihre Arbeit verrichten müssen.

Sri Lanka will "Kurzarbeit" für Arbeitselefanten

Außerdem sehen sie einen Zusammenhang zwischen den neuen Regeln und einem politisch brisanten Thema: Unter der Vorgängerregierung ließ Sri Lankas Wildtierbehörde zwischen 2015 und 2018 38 mutmaßlich illegal in der Wildnis gefangene Elefanten beschlagnahmen. Die Besitzer dieser Tiere gehören zu den einflussreichsten Menschen des Landes und die meisten von ihnen unterstützen die jetzige Regierung. Diese Leute wollen ihre Elefanten, die derzeit in staatlichen Elefantenparks leben, zurück.

Sollte dies passieren, befürchtet Panchali Panapitiya von der Organisation Rally for Animal Rights & Environment, dass die Besitzer den großen Wildtieren mit viel Gewalt Gehorsam antrainieren dürften. Denn auch auf dem Inselstaat würden brutale Trainingsmethoden angewendet, wie man sie aus Thailand oder Indien kenne: Jungtiere würden längere Zeit in kleine Gehege gesperrt, wo sie sich kaum bewegen könnten, ihnen würde zeitweise Wasser und Nahrung verwehrt, sie würden geschlagen und angekettet. Nur so könnten Menschen sicherstellen, dass sie keinen Widerstand leisteten.

Die Rückkehr der Elefanten sei wichtig, um die Tradition der buddhistischen Elefantenparaden zu bewahren, sagte der Sekretär der Elefantenbesitzervereinigung Sri Lankas, Dhamsiri Bandara Karunaratna. Bisher erlebten die Besitzer einen Teilerfolg: Ein Gericht hatte kürzlich angeordnet, ihnen 14 der 38 Tiere wieder zurückzugeben.

Sri Lanka will "Kurzarbeit" für Arbeitselefanten

Die Besitzer möchten generell mehr Elefanten haben, um noch mehr zu züchten. So fordert der buddhistische Mönch und Präsident der Vereinigung der gezähmten Elefanten, Magalkande Sudhantha, die Regierung dazu auf, wilde Elefanten zu fangen und diese zu verkaufen. Gefangen werden könnten seiner Meinung nach Tiere, die Menschen schadeten - und damit könne man ein großes Problem in dem Land lösen.

Das Problem: Menschen siedeln zunehmend im Lebensraum der Elefanten. So zerstören Elefanten mehr und mehr Felder und Häuser, worauf sich deren Besitzer an den Tieren rächen und sie mit Knallkörpern, Gift oder Schüssen töten. Im ersten Halbjahr 2021 starben so nach offiziellen Angaben 172 Elefanten und 65 Menschen - Tendenz steigend. Die Konflikte der Menschen mit den je nach Schätzung 2.500 bis 6.000 bedrohten Elefanten im Land sind ein Wahlkampfthema, für das die Politik allerdings noch keine wirksame Lösung gefunden hat.

Elefanten dürften für die Regierung ein heikles Thema bleiben, das ihre meisten Wähler betrifft. Die Existenz der Tiere ist bedroht und auf das Elefantentöten steht die Todesstrafe. Elefanten bedrohen aber selbst auch Existenzen von armen Bauern. Und dann will die Elite des Landes mehr und mehr von ihnen besitzen. Ob die neuen Regeln den gefangenen Elefanten helfen, wird sich zeigen.

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