Spanier haben Nase voll von feucht-fröhlichem Partytourismus

Briten außer Rand und Band in Urlaubsorten. Lokalen und Behörden reichen die Eskapaden

Ein britischer Junggesellenabschied zahlte einem Obdachlosen im spanischen Urlaubsort Benidorm an der Costa Brava 100 Euro dafür, dass er sich den Namen des Bräutigams auf die Stirn tätowieren ließ. Das Verhalten der jungen Männer sorgte für einen medialen Aufschrei.

Den gibt es aber immer wieder, wenn die Briten Urlaub machen. Touristen aus England eilt ihr Ruf voraus, sie sind berühmt-berüchtigt für ihre Partyeskapaden, vor allem in spanischen Urlaubsgebieten.

Die versuchen sich zwar zu wehren; Verbote etwa in Benidorm, auf Ibiza und im mallorquinischen Magaluf sind aber wirkungslos. Hinweise, nicht auf der Straße seine Notdurft zu verrichten, Geschlechtsverkehr zu praktizieren oder Schlägereien anzuzetteln, werden ignoriert. Erst letztes Jahr wurden in Magaluf 64 neue Verbote erlassen, um den Partygästen Einhalt zu gebieten – teilweise drohen hohe Strafen. Das ändert aber nichts daran, dass weiter randaliert, halbnackt von Balkons in Pools gesprungen, oder Polizei angepöbelt wird.

Einer, der sich intensiv mit dem Verhalten der Briten auf Reisen beschäftigt hat, ist der Fotograf Peter Dench. Er veröffentlichte über zehn Jahre die Bildbände „England uncensored“, „Alcohol&England“ und „The British Abroad“. Der KURIER wollte von ihm wissen, wieso Party, Urlaub und Engländer so untrennbar miteinander verbunden zu sein scheinen: „Junge Briten planen ihren Urlaub so: Such dir eine beliebte Destination aus, die nicht zu weit weg und leicht zu erreichen ist, ein tolles Nachtleben hat und versuch dich dort so viel und so oft es geht zu betrinken.“

„Tourismus tötet Stadt“

Dench sieht bei seinen Landsleuten einen ständigen Drang, die Insel zu verlassen: „Liegt es am Meer, das uns umgibt, das unseren Forscher- und Abenteuergeist wachruft? Oder ist es die unwiderstehliche Anziehungskraft anderer Länder mit schöneren Stränden und billigerem Alkohol?“ Er sei zwar nicht froh über das Verhalten der englischen Touristen, hat aber bis zu einem gewissen Grad Verständnis. Jugendlicher Übermut würde leider schnell in „ekelhaftes und kriminelles Verhalten“ übergehen. Die offiziellen Versuche, das Chaos einzudämmen, sieht er als halbherzig. Einerseits wollten die Städte das Geld der Urlauber, andererseits wollten sie die Urlauber nicht.

Die lokale Bevölkerung hat aber definitiv genug. In Mallorca kam es vor Kurzem zu Attacken gegen Engländer. „Tourismus tötet die Stadt“ und andere Graffitis tauchen in Städten wie Palma de Mallorca auf. Rund ein Fünftel der Urlaubsreisenden auf Mallorca kommen aus England. In Barcelona wurde heuer schon ein Urlauberbus angegriffen.

Als das riesige Kreuzfahrtschiff „Symphony of the Seas“ im Frühjahr in verschiedenen spanischen Städten anlegen wollte, warteten die Einwohner bereits und machte ihrem Unmut kund. Hunderte wütende Bürger versammelten sich zum Beispiel in Barcelona , um den Passagieren ihre Meinung über den feucht-fröhlichen Massentourismus zu geigen.

Von Maria Prchal

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