Zehn Prozent aller Krebserkrankungen bei Männern und drei Prozent bei Frauen sind auf Alkoholkonsum zurückzuführen, so ein Bericht des Sonderausschusses zur Krebsbekämpfung des EU-Parlaments aus dem Vorjahr. Darin wurde auch die Kennzeichnung von alkoholischen Getränken „durch zusätzliche Gesundheitswarnhinweise“ gefordert. Dieser Vorschlag fand aber keine Mehrheit.
„Die Befürworter dieses gesundheitspolitischen Ansatzes verweisen auf Studien mit den Packungen von Nikotinprodukten, wonach solche Warnhinweise – Bilder mehr als Texte – wirksam sind“, sagt Wolfgang Preinsperger, ärztlicher Direktor des Anton-Proksch-Instituts (API) in Wien-Kalksburg. „Ob hier aber die Preisgestaltung, Steuern oder ähnliche andere Faktoren nicht eine ebenso große oder größere Rolle spielen, ist nicht ausreichend geklärt.“ Er vertrete aber den in der Suchtprävention gängigeren Ansatz, „dass Abschreckung nicht hilfreich ist“. Wichtig sei, „einen verantwortungsvollen, kompetenten und genussvollen Gebrauch von alkoholischen Getränken“ zu lernen.
Auch Gynäkologe Paul Sevelda, Präsident der Krebshilfe, stellt die Wirksamkeit der Warnhinweise infrage, betont aber noch einen anderen Punkt: „Lungenkrebs steht zu 85 bis 90 Prozent mit dem Rauchen in Zusammenhang. Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht etwa das Brust- oder Leberkrebsrisiko – aber nicht in der Dimension wie das Rauchen.“ Er sehe die Gefahr, dass die Diskussion um solche Warnhinweise nur zu verhärteten Fronten und generellem Widerstand gegen Vorsorgemaßnahmen führe.
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