Gesunkene Luxusjacht "Bayesian" vor Palermo: Kapitän bestreitet Vorwürfe

Gesunkene Luxusjacht "Bayesian" vor Palermo: Kapitän bestreitet Vorwürfe
Haben der Kapitän und die Crew wirklich versucht, die Passagiere der "Bayesian" zu warnen und zu retten?

Nach dem Untergang der Jacht "Bayesian" im Besitz des britischen Technologie-Magnaten Mike Lynch am 19. August ermittelt die Staatsanwaltschaft auf Sizilien auch gegen zwei Besatzungsmitglieder. Dabei handelt es sich um einen Schiffsingenieur und um einen Matrosen, denen Fahrlässigkeit vorgeworfen wird, berichteten italienische Medien.

Der 22-jährige Matrose befand sich am Deck und hätte den aufkommenden Sturm melden sollen, der das Schiff zum Sinken brachte, berichteten italienische Medien. Der Schiffsingenieur wird wiederum verdächtigt, nicht alle Seitentüren der Jacht versiegelt zu haben, weshalb beim Ausbruch des Sturms sofort eine große Menge Wasser in das Schiff eindringen konnte.

Verließ Kapitän das Schiff?

Der Kapitän der "Bayesian" bestreitet indes den Vorwurf, das Luxusschiff verlassen zu haben, während sich noch Passagiere an Bord befanden. Er sei nicht geflüchtet, er habe alles Erdenkliche unternommen, "um Passagiere und Crew zu retten", wurde der Neuseeländer von der Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera (Mittwochausgabe) zitiert.

Ab einem gewissen Punkt sei jedoch so viel Wasser in die 56 Meter lange Jacht eingedrungen, dass es unmöglich war, nach den Passagieren in den Kabinen zu suchen. "Ich habe jene gerettet, die ich retten konnte", sagte der Kapitän. Bei dem Unglück kamen sieben Personen ums Leben, darunter sechs Gäste und ein Bordkoch.

Untersuchung wegen fahrlässiger Tötung

Die Staatsanwaltschaft auf Sizilien hat eine Untersuchung wegen fahrlässiger Tötung gegen den Kapitän eröffnet. Es werde wegen der möglichen "Verbrechen des fahrlässigen Schiffbruchs und mehrfacher fahrlässiger Tötung" ermittelt.

Besonderes Augenmerk schenkt der im Fall ermittelnde sizilianische Staatsanwalt Ambrogio Cartosio dem Umstand, dass beim Untergang nur eines der zehn Crew-Mitglieder, der kanadisch-antiguanische Bordkoch Thomas Recaldo, ums Leben kam, aber sechs der zwölf Gäste an Bord starben. Laut Gesetz müsste insbesondere der Kapitän bei einem Schiffbruch als Letzter das Schiff verlassen. Cartosio geht der Frage nach, ob der Kapitän und die Crew wirklich versucht hatten, die Passagiere zu warnen und zu retten.

Kapitän weigerte sich, Fragen zu beantworten

Der Kapitän wurde am Dienstag erneut befragt, er weigerte sich jedoch, die Fragen der Staatsanwälte zu beantworten. Er sei erschöpft, außerdem habe sein Anwaltsteam keine Zeit gehabt, eine Verteidigung gegen eine mögliche Anklage wegen fahrlässiger Tötung zusammenzustellen, sagte der Anwalt des Skippers nach der ergebnislosen Befragung. "Der Kommandant hat von seinem Recht zu schweigen aus zwei wesentlichen Gründen Gebrauch gemacht", sagte der Anwalt Giovanni Rizzuti laut Medienangaben.

Die mit zehn Besatzungsmitgliedern und zwölf Passagieren besetzte Segeljacht "Bayesian" war in der Nacht auf Montag in der Nähe von Porticello vor der Küste Palermos in einem Sturm gesunken. Ursache war eine Wasserhose, eine Art Tornado. 15 Passagiere und Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden.

Bei den Todesopfern handelt es sich neben Tycoon Mike Lynch und seiner 18-jährigen Tochter Hannah um den hochrangigen Manager der Investmentbank Morgan Stanley International, Jonathan Bloomer, dessen Frau Anne Elizabeth, den Anwalt Chris Morvillo und dessen Frau Nada. Bereits kurz nach dem Unglück war die Leiche des Bordkochs gefunden worden. Am Dienstag hat die Obduktion der Leichen der Opfer begonnen.

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