Recherche: Missbrauchsskandal bei Pius-Bruderschaft aufgedeckt

Recherche: Missbrauchsskandal bei Pius-Bruderschaft aufgedeckt
Es gibt Berichte von Fällen sexueller, körperlicher und seelischer Gewalt bei der erzkonservativen katholischen Bruderschaft.

Die Schweizer Zeitung Le Temps hat Fälle von sexueller, körperlicher und seelischer Gewalt bei der erzkonservativen katholischen Pius-Bruderschaft in mehreren Ländern aufgedeckt. Der Priesterbruderschaft St. Pius X. würden auch sektenähnliche Strukturen wie Kontrolle der Gläubigen vorgeworfen, schrieb die französischsprachige Zeitung am Samstag. Eine Selbsthilfegruppe von Missbrauchsopfern habe von rund 60 "problematischen Priestern" berichtet.

Die Pius-Bruderschaft ist eine Priestervereinigung, der 1970 aus Protest gegen die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils von dem umstrittenen französischen Erzbischof Marcel Lefebvre in der Schweiz gegründet wurde. Die Pius-Bruderschaft, die sich selbst als "Bewahrer unverfälschter katholischer Glaubenslehre bezeichnet, ist nach eigenen Angaben in mehr als 60 Ländern aktiv. Ihre mehr als 590 Priestern sind unter anderem in Priesterseminaren und Schulen der Bruderschaft tätig.

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 Es gibt auch Diözesen in Österreich. In Wien (etwa gehört die Wiener Minoriten Kirche den Piusbrüdern), Graz, Innsbruck, Jaidhof, Klagenfurt, Linz, Piesendorf, Salzburg und Steyr. 

 

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Die Zeitung Le Temps hatte nach eigenen Angaben mehrere Monate lang in der Schweiz, Belgien und Frankreich zu den Missbrauchsvorwürfen gegen die Pius-Bruderschaft recherchiert und zahlreiche Zeugenaussagen gesammelt. Die Reporter sprachen mit Eltern, ehemaligen Schülern und Selbsthilfegruppen.

Vorwürfe bis 2020

Der 41-jährige François de Riedmatten aus der Schweiz schilderte der Zeitung etwa Übergriffe, die er als Kind in einem Internat in Frankreich erlitten hatte. Der Täter sei ein Betreuer gewesen, der Freude am Leid anderer gehabt und ihn oft nach dem Duschen missbraucht habe. "Er hat mich verprügelt und mich direkt danach geküsst", berichtete der Betroffene.

Die Recherche stützt sich zudem auf Gerichtsverfahren gegen verurteilte Täter und mehr als 20 interne Dokumente der Pius-Bruderschaft, darunter Briefe und Auszüge aus internen Untersuchungen. Die Vorwürfe betreffen laut Le Temps den Zeitraum von der Gründung der Pius-Bruderschaft bis zum Jahr 2020 und auch Länder außerhalb Europas.

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