Polizei-Panne: Wie ein Urlauber zum Flugzeugentführer wurde
Diese Meldung ging am Wochenende um die Welt: Flugzeugentführer von 1985 sensationell geschnappt. Nun kommt heraus: Es war bloß eine Verwechslung.
Der Libanese, der vergangene Woche auf der griechischen Insel Mykonos als mutmaßlicher Flugzeugentführer festgenommen worden war, ist wieder auf freiem Fuß. Das teilte die griechische Polizei in der Nacht zum Dienstag mit. Bei dem 65 Jahre alten Mann handelt es sich nicht um einen jener Terroristen, die 1985 ein Flugzeug der Linie TWA (Trans-World-Airlines) gekapert hatten. Vielmehr sei der Mann im Libanon ein angesehener Journalist.
Festgenommen worden war der Urlauber nach zwei von Deutschland beantragten europäischen Haftbefehlen. Im Austausch mit den deutschen Behörden habe sich jedoch herausgestellt, dass es sich nur um eine Namensgleichheit handelte, heißt es nun von der griechischen Polizei.
Der Fall hatte am vergangenen Wochenende international immenses Aufsehen ausgelöst – aber schnell auch Zweifel. Denn: Es schien unwahrscheinlich, dass ein gesuchter Terrorist unter seinem echten Namen Urlaub in Griechenland macht.
Der tatsächlich gesuchte Libanese soll am 14. Juni 1985 einer der zwei Entführer des Fluges TWA 847 gewesen sein. Bei den beiden Terroristen handelte es sich um Angehörige der libanesischen Hisbollah-Miliz.
Dreitägiger Irrflug
Die Maschine mit 153 Passagieren und acht Besatzungsmitgliedern an Bord war damals auf dem Weg von Athen nach Rom gekapert worden. Anschließend pendelte sie tagelang zwischen Beirut und Algier hin und her. Bei einem Stopp in Beirut wurde einer der Passagiere, ein Amerikaner, von den Terroristen getötet.
Schließlich landete die Maschine am 17. Juni in Beirut, von wo sie nicht mehr abhob. Die verbliebenen Geiseln blieben aber vorläufig in der Macht der schiitischen Terroristen. Während wochenlanger Verhandlungen kamen nach und nach alle übrigen Passagiere und Besatzungsmitglieder frei.
Der Pilot als "Insel der Ruhe"
Der damalige Flugkapitän John Testrake hatte eigentlich nur einen kurzen Flug von Athen nach Rom durchführen wollen und danach mit seiner Frau zum Hochzeitstag eine Kreuzfahrt unternehmen. Durch sein besonnenes und ruhiges Auftreten während der insgesamt 17-tägigen Entführung wurde Testrake von Medien damals als "Insel der Ruhe" betitelt. Er starb 1996 in St. Joseph im US-Bundesstaat Missouri.
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