Hosenlos im Einsatz: Polizei in Bayern gehen die Uniformen aus
"Und, wie lange wartest Du schon?", fragt der Polizist seine Kollegin. "Vier Monate, du?" "Sechs Monate", lautet die Antwort, bevor sie seufzend aus dem Dienstwagen aussteigen – ohne Hose. Das Video, das am 1. April auf YouTube online ging, ist versehen mit der Beschreibung: "Was sich nach dem schlechtesten Aprilscherz aller Zeiten anhört, ist Realität." Denn die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) beklagt enorme Lieferengpässe für Dienstkleidung bei der bayerischen Polizei.
"21 Uniformteile können aktuell gar nicht oder nur mit großer Verzögerung geliefert werden", sagt der Landesvorsitzende des bayerischen Landesverbandes der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Jürgen Köhnlein. Hosen, Jacken und Mützen seien seit gut einem Jahr nur mit Wartezeiten von mehreren Monaten lieferbar. Ersatzkleidung, die Erstausstattung von Dienstanfängern oder bei einem Wechsel von der Kriminal- zur Schutzpolizei sei nicht zeitnah und rechtzeitig verfügbar.
"Derzeit ist nicht absehbar, ob sich die Bekleidungssituation in nächster Zeit verbessert oder noch weiter verschlechtern wird", kritisierte Köhnlein. Die DPolG Bayern ist nach eigenen Angaben mit über 23.000 Mitgliedern die größte Polizeigewerkschaft im Freistaat.
Die Gewerkschaft forderte das bayerische Innenministerium auf, "endlich" schnell Abhilfe zu schaffen – "auch wenn diese mit Mehrkosten verbunden wäre". Welcher Eindruck solle denn gerade bei Berufsanfängern entstehen, "wenn man sie nicht vollständig einkleiden kann und sie in 'Räuberzivil' ihre Ausbildung absolvieren?", fragte Köhnlein.
Bayern verweist auf Krieg in der Ukraine
Das bayerische Innenministerium begründet das Problem mit gestörten Lieferketten auch durch den Krieg in der Ukraine. Die Schwierigkeiten bestünden aber schon seit Ausbruch der Corona-Pandemie. "Die Lieferengpässe bei Uniformteilen sind für uns ein großes Ärgernis", sagte ein Ministeriumssprecher. Die bayerische Polizei beziehe die Dienstkleidung über das Logistikzentrum Niedersachsen und mit diesem stehe das zuständige Präsidium der bayerischen Bereitschaftspolizei "in einem engen Austausch".
Mittelfristig wolle die bayerische Polizei die Uniformbeschaffung wieder selbst übernehmen, das sei aber frühestens 2027 möglich.
Auch ohne neuer Hosen sei jedoch "die Einsatzfähigkeit der bayerischen Polizei weiterhin vollständig gegeben", betonte der Sprecher. Alle uniformierten Polizistinnen und Polizisten bekämen "ein umfangreiches Sortiment zur Erstausstattung, unter anderem mit verschiedenen Diensthosen und Jacken für verschiedene Witterungsbedingungen". Die Lieferengpässe betreffen den Angaben zufolge insbesondere spezielle Hosentypen wie etwa eine Mehrzweckhose für den Sommer. Andere Hosentypen seien verfügbar und bei Engpässen könnten Polizistinnen und Polizisten "selbstverständlich auf andere Diensthosenmodelle zurückgreifen".
"Viele arbeiten in der letzten tauglichen Hose. Wenn die kaputt geht, hat man wirklich ein Problem", sagt Köhnlein. Dass Winterhosen im Sommer angezogen werden müssen, das wolle er unbedingt verhindern.
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