Wegen Schweinen: Norwegen überlegt, Grenzzaun zu Schweden zu bauen

Wegen Schweinen: Norwegen überlegt, Grenzzaun zu Schweden zu bauen
In Oslo fürchtet man sich vor der Afrikanischen Schweinepest und will jetzt dem Vorbild Dänemarks folgen.

Die skandinavischen Länder sind eigentlich für ihren guten, nachbarschaftlichen Umgang miteinander bekannt. Dennoch überlegt Norwegen derzeit, einen Zaun an der rund 1.600 Kilometer langen Grenze zu Schweden zu errichten - zumindest entlang eines Teilstücks.

Der Hintergrund der Geschichte ist jedoch kein diplomatischer, sondern vielmehr ein tierischer: Die Norweger wollen ihre Wildschweinpopulation auslöschen, um die Schweinepest fernzuhalten.

Damit das gelingt, dürfen aber auch keine Tiere aus Schweden nachrücken - und dafür könnte nun im Südosten Norwegens ein Zaun gebaut werden. Jedenfalls ist das laut dem norwegischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk NRK eine der Maßnahmen, die die Behörde für Lebensmittelsicherheit und die Umweltbehörde ausgearbeitet haben. 

Norwegen fürchtet um kommerzielle Schweinezucht

Die beiden Einrichtungen waren im vergangenen Herbst beauftragt worden, den entsprechenden Aktionsplan zu überarbeiten, nachdem in Schweden zuvor im Sommer die Afrikanische Schweinepest ausgebrochen war.

Während in Norwegen nur rund 2.000 Wildschweine leben, wird die Population beim östlichen Nachbarn auf bis zu 300.000 geschätzt. Zwar betont Schweden, der Ausbruch sei sowohl nur lokal begrenzt gewesen - als auch längst wieder unter Kontrolle. Seit September habe es keinen bestätigten Fall mehr gegeben. Dennoch ist die Sorge in Oslo groß.

Wildschwein im Wald

Schlechte Aussichten für Wildschweine in Norwegen

"Wenn wir die Schweinepest in Norwegen bekommen, wird das große Folgen für die Schweineproduzenten haben, aber auch die Jagd, die Forstwirtschaft und die Outdoor-Aktivitäten in den infizierten Gebieten stark einschränken", sagte der norwegische Minister für Landwirtschaft und Ernährung, Geir Pollestad.

Zaun soll nur an neuralgischen Punkten gebaut werden

Ole-Herman Tronerud, Norwegens leitender Amtstierarzt, befürwortet den Zaun: "Dies könnte dazu beitragen, die Verbringung von Schweinen zwischen den Ländern einzuschränken und so einen möglichen Anstieg der Population und die Verbreitung von Infektionen mit lebenden Tieren zu begrenzen", sagte er zu NRK.

Und auch Bjørn Gimming, Vorsitzender des norwegischen Bauernverbands, begrüßt die Überlegungen. "Wir glauben, dass es absolut notwendig ist, unsere Bemühungen gegen Wildschweine in Norwegen zu verstärken", sagte er. Zugleich sagte Gimming, ihm sei klar, dass es sich angesichts der Wildnis in der Grenzregion um eine anspruchsvolle Aufgabe handle.

Der Minister betont zugleich, dass es nicht um einen durchgehenden Zaun geht. Es gehe "um Punkte, von denen wir wissen, dass der Zustrom aus Schweden groß ist", so Pollestad.

Entscheidung ist freilich noch keine gefallen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen - neben dem Grenzzaun etwa auch ein erleichterter Zugang zur Wildschweinjagd und die Erlaubnis, das Fleisch erlegter Wildschweine zu verkaufen - werden nun eingehender analysiert. "Dabei geht es darum, sowohl die Kosten als auch den Nutzen herauszufinden, bevor wir etwas umsetzen", sagt Pollestad.

Das Vorbild liegt im Süden

Das Vorbild der norwegischen Überlegungen ist übrigens ein weitere skandinavisches Land: Dänemark. Die Dänen ließen 2019 einen eineinhalb Meter hohen und einen halben Meter tief in den Boden reichenden Stahlzaun entlang der Grenze zu Deutschland errichten, um ihrerseits die Schweinepest fernzuhalten.

Mit Erfolg: Im Juni 2021 meldete Dänemark, das letzte, bekannte, freilebende Wildschwein sei erschossen worden. Allerdings belief sich die dänische Population schon vor dem Bau des Zauns auf gerade einmal 150.

So oder so übernahm Deutschland die Idee, und errichtete mittlerweile seinerseits auf rund 450 Kilometern Länge Wildschweinzäune entlange der Grenze zu Polen. Naturschützer laufen jedoch gegen die Maßnahme Sturm. So würden die Wanderbewegungen vieler Tierarten verhindert, sagte Dirk Treichel, Leiter des Oder-Nationalparks, zu Spektrum der Wissenschaft.

Besonders bei Hochwasser - und dessen Häufigkeit nimmt in Ostddeutschland wie auch in Österreich und anderswo aufgrund des Klimawandels deutlich zu - wären zudem zahlreiche Rehe am Zaun ertrunken, berichtet Treichel. Der Deutsche Tierschutzbund stellte darum im Jahr 2022 gegen die zuständige Landrätin Strafanzeige wegen Tierquälerei.

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