Zahlreiche Länder in Europa lockern: "Der Omikron-Sturm ist überstanden"
Mehrere Länder haben mit der Lockerung von Corona-Beschränkungen begonnen. In Frankreich wurden am Mittwoch angesichts rückläufiger Infektionszahlen Kapazitätsbeschränkungen für Sport- und Kultureinrichtungen aufgehoben, außerdem auch Maskenregelungen im Freien. Die Schweiz will trotz deutlich höherer Infektionszahlen bald sämtliche Schutzmaßnahmen aufheben. Auch Finnland und Israel fahren die Beschränkungen zurück. In Deutschland und Italien nimmt die Debatte Fahrt auf.
Der deutsche Justizminister Marco Buschmann (FDP) stellte deutschlandweite Lockerungen im größeren Stil für März in Aussicht. Parallel dazu vereinbarten die deutschen Bundesländer am Mittwoch, dass wieder mehr Zuschauer in die Stadien dürfen. In mehreren Bundesländern ist Einkaufen ohne Impf- oder Genesungsnachweis bereits wieder erlaubt. Für den 16. Februar - etwa zum erwarteten Höhepunkt der Omikron-Welle in Deutschland - sind die nächsten Corona-Krisenberatungen geplant.
Dänemarks "Superwaffe" ist die Impfung
„Wir verabschieden uns von den Beschränkungen und begrüßen das Leben, wie wir es vor Corona kannten“, sagte Regierungschefin Mette Frederiksen. Dänemark ist somit das erste Land, das in der Omikron-Welle ein Ende aller CoV-Beschränkungen beschloss. Frederiksen betone, dass die hohe Impfquote im Land eine „Superwaffe“ im Kampf gegen „noch bestehende Infektionen“ sei.
Krankenhäuser und Pflegeheime werden aber angehalten, von Besucherinnen und Besuchern weiterhin den Gebrauch von Masken und den CoV-Pass zu verlangen, um Schutzbedürftige und Ältere zu schützen.
Finnland lockert
Auch Finnland will im Laufe des Februars alle Beschränkungen aufheben. Seit Dienstag dürfen Restaurants bis 21.00 Uhr geöffnet bleiben und bis 20.00 Uhr Alkohol ausschenken. Auch die finnische Regierungschefin Sanna Marin betont, dass sich die Impfstoffe als äußerst wirksam erwiesen haben, schwere Krankheitsverläufe zu verringern.
Norwegen testet nicht mehr
Auch Norwegen kündigte den Verzicht auf die meisten Maßnahmen an. „Wir sind durch die Impfungen gut geschützt“, erklärt Ministerpräsident Jonas Gahr Stoere. Auch wenn die Infektionszahlen deutlich anstiegen, müssten nicht mehr so viele Menschen in Krankenhäuser eingeliefert werden. Ab sofort dürfen sich demnach wieder mehr als zehn Personen treffen, Arbeit im Homeoffice ist nicht mehr verpflichtend, und der Alkoholausschank in Gaststätten ist wieder auch nach 23.00 Uhr erlaubt.
"Es ist schwierig, sich nicht anzustecken"
Das norwegische Institut für Volksgesundheit (FHI) sprach sich faktisch für eine Durchseuchung aus: „Es ist schwierig, sich nicht anzustecken. Und je länger wir Restriktionen beibehalten, desto länger dauert die Pandemie.“ Bereits jetzt hält die Regierung regelmäßige Tests zum Nachweis einer CoV-Erkrankung nicht mehr für angebracht.
„Wir haben jetzt einen starken Anstieg der Infektionszahlen. Bei solch hohen Infektionsraten ist es weniger effektiv, regelmäßig zu testen. Wir passen daher die Teststrategie an und stoppen die Empfehlung zum regelmäßigen Testen“, sagte Gesundheitsministerin Ingvild Kjerkol.
„Jeder von uns muss künftig selbst mehr Verantwortung übernehmen, das gilt auch für den Einsatz von Selbsttests. Die Tests sollten eingesetzt werden, wenn es Gründe dafür gibt, und dann vor allem bei Symptomen“, so Kjerkol. Die Änderung sei besonders wichtig für Schulen, Kindergärten, Hochschulen und Universitäten, wo regelmäßige Tests empfohlen wurden.
Schwedens niedrige Impfquote
Der schwedische Sonderweg (keine Schließungen, keine Maskenpflicht, 2-G erst bei Veranstaltungen ab 50 Personen) hat auch seine Schattenseiten. Die Impfquote liegt bei (einschließlich Booster) liegt bei geringen 36,5 Prozent. Binnen 14 Tagen steckten sich rund vier Prozent der Schwedinnen und Schweden mit dem Virus an. Zuletzt demonstrierten Tausende in der Hauptstadt Stockholm, weil die Covid-App verpflichtend werden soll, was viele als einen Eingriff in die Freiheit des Einzelnen sehen . Von nicht notwendigen Reisen rät das Außenministerium ab. Verschärfungen sind in den nächsten Tagen nicht zu erwarten.
Kein Impfzertifikat in Island
Auch Island geht einen Sonderweg: Auf der Insel im Nordatlantik ist der Impfstatus egal. Das Land will nicht zwischen Geimpften und Ungeimpften unterscheiden, unter anderem offenbar, um die Gesellschaft nicht zu spalten. Auch ohne staatlichen Druck (oder weil es keinen gibt) lassen sich die Isländerinnen und Isländer impfen: Dreifach immunisiert sind inzwischen 62,9 Prozent der Bevölkerung.
Kaum Beschränkungen in England
In England wurden am Donnerstag die meisten CoV-Maßnahmen aufgehoben. Die Maskenpflicht ist weitgehend gefallen, ein Impfnachweis muss bei Besuchen von Clubs und Großveranstaltungen nicht mehr vorgezeigt werden, Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen dürfen wieder unbegrenzt Besuch empfangen. Auch die Homeoffice-Pflicht fiel weg. Statt gesetzlicher Verpflichtungen setzt die Regierung nun auf Ratschläge und Empfehlungen. Einzige Restriktion ist weiterhin, dass sich positiv Getestete isolieren müssen.
Irland hebt Maßnahmen auf
Die Maskenpflicht bleibt bis Ende Februar in Kraft, doch „ist der Omikron-Sturm überstanden“, freute sich der irische Regierungschef Micheal Martin . „Ich bin an vielen dunklen Tagen hier gestanden, aber heute ist ein guter Tag.“ Die Regierung werde die persönlichen Freiheiten nicht mehr beschränken, wenn das nicht nötig sei. Wenn es keine gesundheitlichen Gründe mehr für Restriktionen gebe, bestehe auch keine politische Notwendigkeit mehr, sagte Vizeregierungschef Leo Varadkar.
Für internationale Reisen gilt allerdings noch immer die 3-G-Regel. Wer positiv auf das Coronavirus getestet wird, muss sich weiterhin isolieren.
Frankreich, Israel und Italien
In Frankreich wurde die Homeoffice-Verpflichtung in eine Empfehlung umgewandelt. Die hohe Impfquote in Frankreich habe eine Bewältigung der Omikron-Welle ohne einen Lockdown ermöglicht, sagte Regierungssprecher Gabriel Attal in Paris. Weitere Lockerungen wie die Öffnung von Diskotheken sollen wie angekündigt am 16. Februar folgen.
Auch Israel hat trotz immer noch hoher Infektionszahlen Lockerungen beschlossen. So brauchen die Menschen im Land bald nur noch für sehr große Veranstaltungen mit hohem Ansteckungsrisiko den sogenannten Grünen Pass für Geimpfte oder Genesene vorzuzeigen, wie das Corona-Kabinett am Dienstagabend beschloss. Zu diesen Events gehören etwa Feiern und Hochzeiten. Restaurants, Kinos und Hotels dürfen künftig aber auch wieder von Ungeimpften besucht werden. Außerdem soll durch die Lockerungen, die ab Sonntag gelten, die Testpflicht bei der Ausreise aus Israel wegfallen.
In Italien prüft der Ministerrat eine mögliche Vereinfachung der Quarantäneregeln und der Anti-Covid-Aufsicht in den Schulen. Nicht ausgeschlossen wird außerdem, dass auf das Coronavirus positiv getesteten Personen ohne Symptome künftig die Quarantäne erspart wird. Erwogen wird auch eine Lockerung der Restriktionen ab dem 10. Februar. Am 31. März sollte darüber hinaus die Maskenpflicht im Freien fallen.
Für Reisende aus dem Ausland lockert Italien bereits früher. Ausländer aus Staaten, in denen andere Impfvorschriften gelten als in Italien, haben Zugang zu Hotels, Restaurants und Einrichtungen wie etwa Kinos, für die die 2G-Regel gilt, auch wenn sie nicht geimpft und nur negativ getestet sind, beschloss der Ministerrat am Mittwoch. Für die Einreise aus EU-Staaten ist seit Dienstag der Nachweis eines negativen Tests oder einer Impfung mit einem in der EU zugelassenen Impfstoff oder eine Bescheinigung, genesen zu sein, erforderlich. Der sogenannte Grüne Pass für Geboosterte wurde unbefristet verlängert.
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