Noch unter dem Grenzwert: Mikroplastik in Europas Gewässern

Noch unter dem Grenzwert: Mikroplastik in Europas Gewässern
Schweizer Forscher haben die weltweit erste Risikoeinschätzung in Bezug auf Mikroplastik in Süßwasser veröffentlicht.

Winzige Plastikteilchen in Kosmetika, Kunststofffasern aus der Wäsche, verwitterter oder abgeriebener Kunststoff - Mikroplastik landet aus verschiedenen Quellen im Abwasser. Zwar sind Kläranlagen recht effizient darin, die Kunststoffteile von weniger als fünf Millimetern Größe zurückzuhalten. Jedoch gelangt trotzdem immer mehr davon in Gewässer und Böden.

Belastung noch unter Schwellenwert

Bernd Nowack und Veronique Adam von Empa, der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt, haben laut eigenen Aussagen erstmals die Risiken abgeschätzt, die von diesen winzigen Partikeln für im Süßwasser lebende Fische und andere Organismen ausgehen. Demnach besteht in europäischen Flüssen und Seen noch keine akute Gefahr, da die Konzentrationen an Mikroplastik in den bisher untersuchten Gewässern unter den Schwellenwerten für mögliche Schäden an verschiedenen Wasserorganismen liegen, wie die Empa am Montag mitteilte.

Die Forscher verwendeten eine Methode, die für die Abschätzung von Umweltrisiken durch Chemikalien etabliert ist. Dabei verglichen sie real gemessene Mikroplastik-Belastungen mit Schwellenwerten für mögliche toxische Effekte bei verschiedenen Organismen. Von ihren Ergebnissen berichteten sie unlängst im Fachblatt "Environmental Toxicology and Chemistry".

Knackpunkt Kläranlage

Anders als in Europa liegt die Mikroplastikbelastung in Gewässern in Asien teils über den besagten Schwellenwerten, hieß es weiter. Dies zeige, dass sich die Weltregionen bezüglich Verschmutzung durch Mikroplastik und des daraus resultierenden Umweltrisikos unterscheiden. Zentral ist dabei die Abwasserreinigung: Wo Kläranlagen fehlen oder nur begrenzt funktionieren, können größere Konzentrationen an Mikroplastik in der Umwelt auftreten.

Trotz der derzeitigen Entwarnung für Europa betonte Nowack, dass weitere Untersuchungen nötig seien, um negative Folgen auszuschließen. Die Datengrundlage sei insgesamt noch spärlich, vor allem was lokale "Hotspots" von Mikroplastik in der Umwelt angehe.

Mit seinem Team plant der Forscher weitere Risikobewertungen zu Mikroplastik in Böden und den Weltmeeren. Zudem untersuchen die Empa-Wissenschafter die Bildung von Mikroplastik beim Waschen und bei Verwitterung, und versuchen die Mikroplastikflüsse in der Umwelt zu quantifizieren.

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