Nicht nur Greta: Klimaaktivisten stechen in See

Greta Thunberg vor ihrer Überquerung des Atlantiks.
36 deutsche Aktivisten lassen sich die Segelreise nach Santiago de Chile sponsern.

„Vor allem geht es darum, Aufmerksamkeit zu bekommen“, sagt Clara von Glasow, eine deutsche Jusstudentin aus Wiesbaden. Anfang Oktober segelt die 25-Jährige mit 35 Gleichgesinnten auf dem Dreimastschoner „Regina Maris“ vom niederländischen Scheveningen nach Rio de Janeiro.

Von dort wollen sie mit dem Bus eine Woche nach Santiago de Chile weiterfahren. Dort findet vom 2. bis 13. Dezember die 25. UN-Klimakonferenz statt, zu der auch Greta Thunberg erwartet wird, die gerade in einer Rennjacht nach New York übersetzt.

Die Fridays-for-Future-Aktivisten nehmen sich viel Zeit. So weiß etwa Greta noch gar nicht, wann und wie sie möglichst emissionsarm die Rückreise antreten wird. Clara von Glasow und ihre Mitstreiter sind da schon etwas konkreter. Sie wollen zurücksegeln. Das sei aber wegen der Strömung erst im April möglich, sagte sie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Crowdfunding

Die Jusstudentin an einer Privatuniversität sagt, dass sie weiß, dass sie sich sehr viel Zeit für die Reise nimmt. Der Kapitän der „Regina Maris“ verlangt für die sechswöchige Reise mit Zwischenstopps in Casablanca, Teneriffa, Kap Verde und im brasilianischen Recife nur 2500 Euro.

Die Klimaaktivisten finanzieren nur einen Teil davon selbst, sagt Glasow, das Gros komme über eine Crowdfunding-Kampagne und Sponsoren zusammen, zu denen das niederländische Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft gehöre.

„Das, was ich mache, ist ein großes Privileg, aber das muss ich nutzen“, gibt die Studentin offenherzig zu. „Wir wollen die Zeit nutzen, das Schiff in einen schwimmenden Thinktank umzuwandeln“, sagt Glasow. Und immer, wenn sie in Küstennähe seien, wollen sie ihre Social-Media-Kanäle bespielen. Auf Instagram haben sie etwa den Account „Sail to the Cop“ eingerichtet.

Kleine Widersprüche

Den kleinen Widerspruch, dass sie selbst zu einer Konferenz reist, Geschäftsleuten aber empfiehlt, doch via Skype zu konferieren, um Flüge zu vermeiden, sieht sie selbst und gibt zu: „Es ist schon etwas anderes, persönlich zu verhandeln.“

Und auch sonst weiß sie um die vielen Vorteile des Fliegens: „Ich habe selbst schon Reisen in ferne Länder gemacht, die mir persönlich viel gebracht haben.“ So war sie nach ihrem Abitur in Indien, wo sie für eine Organisation gearbeitet hat, die sich für nachhaltige Landwirtschaft einsetzt. Und in Namibia engagierte sie sich für ein Projekt mit Kindern in einem Armenviertel.

Als sie Tim Niendorf, ein Volontär der FAZ fragte, ob sie das aus heutiger Sicht wieder machen würde, meinte sie: „Das ist eine knifflige Frage“. Aber wahrscheinlich schon. Denn die Studentin ist sich auch im Klaren, dass sie als Juristin sicher nicht mehr die Zeit hätte, sechs Wochen lang zu einer Konferenz zu fahren.

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