Neuseeland verbietet Zigarettenverkauf
In Neuseeland kostet eine Stange Zigaretten schon jetzt umgerechnet knapp 400 Euro. Doch die Regierung unter der sozialdemokratischen Regierungschefin Jacinda Ardern (40) will jetzt allen Bürgern, die nach 2004 geboren wurden, den Zigarettenkauf ganz verbieten.
Die Kiwis sind schon seit 2011 das Land mit den strengsten Rauchergesetzen der Welt. Zigaretten gibt es nicht mehr in der 20er-Packung, sondern jeweils nur zehn Stück zum Preis von fast 20 Euro. Rauchen ist total verpönt und praktisch überall in der Öffentlichkeit verboten.
Bis 2025, so der Plan, wird der Zigarettenverkauf überhaupt verboten werden. Bis dahin wird die Tabaksteuer jährlich um zehn Prozent erhöht.
Beim Rauchen von Cannabis sieht die Sache dagegen ganz anders aus. Premierministerin Ardern ließ Ende Oktober bei einem Referendum über die Freigabe von Cannabis abstimmen, was aber von 53,1 Prozent der rauchentwöhnten Neuseeländer abgelehnt worden war. Erst nach Bekanntgabe des Ergebnisses hatte die Premierministerin zugegeben, dass sie selbst mit „Ja“ gestimmt hatte.
Ein „Ja“ hätte den Verkauf, Besitz, Gebrauch und Anbau von Cannabisprodukten in Neuseeland ermöglicht. Schon jetzt ist der Erwerb der Droge für medizinische Zwecke erlaubt. Diese Praxis wird durch das Nein in der Abstimmung nicht angetastet. Und theoretisch ist das Ergebnis für die Regierung nicht einmal bindend. Ardern könnte also einen neuen Vorstoß wagen.
Ureinwohner rauchen
Viele Tabakraucher sind deshalb empört. Warum mischt sich die Regierung so massiv in das Leben Erwachsener ein, fragen viele. Zudem wird betont, dass gerade die Ureinwohner immer noch gerne rauchen, wenn sie es sich leisten könnten.
Rund 30 Prozent der Maori-Frauen sind Raucherinnen. Deshalb blüht in Neuseeland auch der Zigarettenhandel am Schwarzmarkt. Unter den Maori- und Pasifika-Männern ist der Anteil der Raucher überhaupt am höchsten.
Shane Kawenata Bradbrook ist ein Vorkämpfer für rauchfreie Maori-Gemeinschaften. Er hält das neue Gesetz für wichtig, da die Tabakindustrie zu lange den Ureinwohnern das Geld aus der Tasche gezogen habe. Auch der Gesundheitsökonom El-Shadan Tautolo findet die Idee, jungen Menschen gar keine Zigaretten mehr zu verkaufen, hervorragend.
Gegner wenden ein, dass die Kleinkriminalitätsrate steigt: So werden oft kleine Greißlereien überfallen, die noch Zigaretten anbieten. Die Packungen dürfen allerdings nicht mehr sichtbar in den Regalen stehen, sondern werden eigentlich nur unter der Budel verkauft. Und andere, liberalere Menschen halten diese Art der Prohibition für fatal. Denn in den 1930-er Jahren wurde in den USA der verbotene Alkohol dann eben gefährlich oft schlecht gepanscht.
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