Erdbeben-Serie in Santorin: Zwei Drittel der Einwohner von Insel geflohen

Erdbeben-Serie in Santorin: Zwei Drittel der Einwohner von Insel geflohen
Seismologen warnen von einem schweren Erdbeben. Die Vorbereitungen laufen und wecken Erinnerungen an die Katastrophe von 1956.

Neue Erdstöße haben auf der griechischen Insel Santorin die Angst vor einem großen, verheerenden Beben verstärkt. Während am Dienstag erneut hunderte Menschen die Flucht von der Ferieninsel antraten, wurde diese von weiteren Beben erschüttert. Das heftigste hatte eine Stärke von 4,9.

Die für ihre spektakulären Küsten-Ausblicke und auch einen schlafenden Vulkan bekannte Insel wurde seit Sonntag von mehr als 200 Erdstößen erschüttert. Aus Angst haben mittlerweile zwei Drittel der rund 16.000 Einwohner das Eiland verlassen. Aus Sorge vor Plündereien werden die leeren Gassen der Ortschaften verstärkt von der Polizei kontrolliert, berichtete der Nachrichtensender ERTnews.

Das Ministerium für Bürgerschutz verstärkte inzwischen die Einsatzkräfte auf den betroffenen Inseln Santorin, Ios, Amorgos und Anafi. Feuerwehrleute, aber auch Rettungskräfte mit Suchhunden sind vor Ort, ebenso Mitarbeiter der Elektrizitätswerke, die im Falle eines Stromausfalls nach einem starken Beben große Generatoren betreiben können, sagte Regierungssprecher Pavlos Marinakis.

In der Nacht auf Mittwoch gab es weiterhin Beben im Minuten- bis Viertelstundentakt. Seismologen und Geologen weisen auf unterschiedliche Prognosen zu einem möglichen Ende des Phänomens hin.

Folgende Varianten werden diskutiert

  • Es ereignet sich ein Hauptbeben der Stärke 6 und mehr, wodurch sich die aufgebaute Spannung abbaut und langsam aber sicher Ruhe einkehrt.
  • Die Erdbebenserie dauert wochen- oder sogar monatelang an und klingt irgendwann einfach langsam ab.
  • Die Erdbebenserie mündet in einen gewaltigen Stoß der Stärke 7 und mehr - die Folge wären Tsunamis, schwere Schäden und womöglich Tote.
  • Die ständigen Erdbeben wecken die zwei großen Vulkane der Region und es kommt zu Vulkanausbrüchen. Die Auswirkungen hängen dann davon ab, wie stark solch ein Ausbruch wäre.

Eins haben die verschiedenen Szenarien gemein: Niemand kann verbindlich sagen, wann sie eintreten.

Weitere Beben erwartet

Auch in den kommenden Tagen ist laut Experten mit weiteren Erschütterungen zu rechnen. Wie lange die seismische Aktivität anhalten wird, sei aber unklar. "Es ist das erste Mal, dass so etwas passiert", sagte Athanassios Ganas vom Geodynamischen Beobachtungsinstitut im Fernsehen. Es habe innerhalb von 72 Stunden mehr als 40 Beben der Stärke 4,0 oder höher gegeben. "Wir haben so etwas bisher nicht erlebt." Ein Expertenkomitee erklärte allerdings am Montag, dass das aktuelle Phänomen "nicht in Zusammenhang mit vulkanischer Aktivität" stehe.

Laut einer von der Küstenwache übermittelten Aufstellung brachen von Sonntag bis Dienstagfrüh 4.640 Menschen an Bord von vier Fähren Richtung Festland auf. Die Fluglinie Aegean Airlines transportierte nach eigenen Angaben am Montag mit neun Flügen 1.294 Passagiere von Santorin ab. Fünf der Flüge seien Sonderflüge gewesen.

Schlangen vor Ticket-Büros

Für Dienstag setzte die Airline acht Flüge "mit einer Kapazität von mehr als 1.400 Plätzen" an. Zudem sollten zwei Fähren die Insel verlassen. Vor den Ticket-Büros bildeten sich Schlangen. Der Tourismus, der jedes Jahr mehr als drei Millionen Besucher auf die Insel führt, läuft zu dieser Jahreszeit auf Sparflamme, so dass fast nur Einheimische an Ort und Stelle sind.

Diese wurden Dienstagfrüh kurz vor fünf Uhr (drei Uhr MEZ) durch einen erneuten Erdstoß aufgeweckt: Das Beben der Stärke 4,9 habe sein Zentrum rund 30 Kilometer vor Santorin im Ägäischen Meer gehabt, erklärte das Geodynamische Beobachtungsinstitut in Athen. Gut drei Stunden später gab es in der gleichen Region ein Beben der Stärke 4,7, weitere leichtere Beben folgten.

Katastrophe von 1956: Tsunami und Dutzende Opfer

Ältere Inselbewohner fühlen sich an die Katastrophe von 1956 erinnert: Damals hatten zwei Beben der Stärke 7,7 und 7,2 sowie die darauffolgenden Tsunamis in der Region Dutzende Opfer gefordert und schwere Schäden verursacht.

Rund um Santorini befinden sich neben einem spektakulären Krater des Vulkans der Insel auch andere Vulkane unter der Meeresoberfläche sowie jene tektonischen Platten, die durch ihre Bewegungen starke Erdbeben verursachen können.

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