Nur in sieben Ländern ist die Luftqualität nicht gesundheitsschädlich

Nur in sieben Ländern ist die Luftqualität nicht gesundheitsschädlich
Nur sieben Länder auf der Welt erfüllen die Mindestvorgaben der Weltgesundheitsorganisation bei der Luftqualität. Das kostet jährlich Menschenleben.

Es gibt Dinge, die können wir Menschen nicht kontrollieren. Das Wetter zum Beispiel, den Lauf der Sonne – oder die eigene Atmung. Hin und wieder, wenn wir in einem Artikel darauf hingewiesen werden, werden wir uns des rhythmischen Hebens und Senkens unseres Brustkorbes wieder bewusst. Normalerweise übernimmt unser Körper das von ganz alleine. Das wird erst dann zum Problem, wenn das Atmen zur Gefahr wird.

Sieben Millionen Menschen sterben jährlich an Folgeschäden, die durch das Einatmen verschmutzter Luft entstehen. Jeder neunte Todesfall weltweit geht darauf zurück, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorrechnet. Damit ist schlechte Luftqualität die größte Umweltgefahr für den menschlichen Körper.

Am Dienstag veröffentlichte IQAir, eine Schweizer Organisation zur Überwachung von Luftqualität, einen umfassenden Bericht zur globalen Luftverschmutzung, gemessen an mehr als 30.000 Beobachtungsstationen. Demnach halten sich nur sieben der 137 untersuchten Länder an die Mindestvorgaben der WHO. In Europa sind es nur Estland, Finnland und Island, dazu Australien, die Inseln Grenada, Mauritius und Neuseeland. Ein Rückwärtstrend.

Die größte Gefahr: Feinstaub in der Luft

Ausschlaggebend für die Luftverschmutzung sind winzige Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern. Damit sind sie kleiner als die Breite eines menschlichen Haars und können tief in die Lunge eindringen. Sie entstehen vor allem dann, wenn etwas verbrannt wird, also beim Autoverkehr, in der Industrie oder beim Heizen mit fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas.

2021 verschärfte die WHO deshalb ihre Mindestvorgaben für gesunde Luftqualität: Ein Kubikmeter Luft sollte maximal 2,5 Mikrogramm Feinstaub enthalten, um nicht gesundheitsschädigend zu sein. Alles darüber erhöht die Gefahr für Asthmabeschwerden, Lungen- oder Herzerkrankungen.

In Wien ist, je nach Bezirk, rund doppelt so viel Feinstaub in der Luft, in der „Stahlstadt“ Linz fast dreimal so viel. Besonders schlecht ist die Luft in Zentralasien: Bangladesch überschreitet die WHO-Vorgabe um das 15-Fache, Pakistan um das 14-fache. Von den zehn Städten mit der meisten Luftverschmutzung lagen 2023 neun in Indien.

Warum auch die Klimakrise eine Rolle spielt

Um der Entwicklung entgegenzuwirken, helfen nur jene Mittel, auf die Umweltexperten seit Jahren pochen: Weniger Autos in den Städten, weniger Strom aus fossilen Brennstoffen. Als in China etwa während der Pandemie zeitweise die Industrie stillstand, verbesserte sich die Luftqualität schlagartig.

Doch auch das Klima spielt bei der Luftqualität eine große Rolle: Durch den globalen Temperaturanstieg kam es im Vorjahr in vielen Teilen der Welt zu Waldbränden. In Kanada, wo die Feuer besonders schlimm wüteten, erhöhte das die Menge an Feinstaub in der Luft massiv.

Das einzig Positive: Die Luftverschmutzung war während des 20. Jahrhunderts im Schnitt noch höher als heute. Aber sie verschlechtert sich seit Jahren wieder. „Leider haben sich die Dinge zurückentwickelt“, schließt deshalb Glory Dolphin Hammes im IQAir-Bericht. Die Wissenschaft wisse über die Auswirkungen von Luftverschmutzung genauestens Bescheid, „dennoch sind wir an eine Menge an Verschmutzung gewöhnt, die zu hoch ist, um gesund zu sein.“

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