Ein- und Ausreiseverbot: "Quarantäne" für gesamte Lombardei

Ein- und Ausreiseverbot: "Quarantäne" für gesamte Lombardei
Historisches ereignet sich in Italien: In der nördlichen Lombardei dürfte in den kommenden Stunden ein völliges Ein- und Ausreiseverbot verhängt werden.

Es ist in etwa so, als würde man ganz Österreich von der Außenwelt abriegeln: Über zehn Millionen Menschen leben in der norditalienischen Region Lombardei. Wegen des Coronavirus wird sie nun de facto "geschlossen".

Im Kampf gegen die eskalierende Coronavirus-Epidemie will die italienische Regierung noch drastischere Maßnahmen ergreifen. So soll in der Lombardei ein Ein- und Ausreiseverbot verhängt werden. Das geht aus dem Entwurf einer Regierungsverordnung hervor, die das Kabinett am Samstagabend, oder am Sonntag verabschieden dürfte.

Kein Urlaub mehr für Mitarbeiter aus Gesundheitssystem

Die bis zum 3. April geltende Maßnahme betrifft laut Informationen von Medien auch 13 Provinzen in den norditalienischen Regionen Piemont, Venetien und der Emilia Romagna, in denen viele Infektionsfälle gemeldet wurden. Betroffen sind die Provinzen Modena, Parma, Piacenza, Reggio Emilia, Rimini, Pesaro e Urbino, Venedig, Padua, Treviso, Asti und Alessandria. Nur mit Sondergenehmigungen wird man diese Provinzen betreten oder verlassen dürfen. Und: Mitarbeiter aus dem Gesundheitssystem dürfen keinen Urlaub nehmen, geht aus dem Entwurf hervor.

Geschlossen werden in der Lombardei und den 13 Provinzen Sportzentren, Museen, Kinos, Kulturzentren, Theater und Skipisten. Einkaufszentren sollen lediglich von Montag bis Freitag offen sein. Ausgesetzt werden zivile und religiöse Zeremonien. Die Maßnahme gilt auch für Trauerzeremonien. Cafés und Restaurants bleiben offen, doch die Inhaber müssen dafür sorgen, dass die Kunden eine Distanz zueinander von mindestens einem Meter bewahren.

Gesundheitssystem droht Kollaps

Zuvor berichteten Krankenpfleger, dass das Gesundheitssystem zusammenbrechen in der Lombardei könnte. Die Krankenpfleger auf den Intensivstationen warnten, dass bald die Grenzen der Belastbarkeit der Krankenhäuser erreicht werden könnte.

"Die Gefahr ist, dass wir bald den Punkt erreichen, in dem wir den Patienten nicht mehr die richtige Unterstützung garantieren können", sagte der Gesundheitsbeauftragte der Lombardei Giulio Allera bei einer Pressekonferenz in Mailand. Er appellierte an die Bevölkerung, die sozialen Kontakten so stark wie möglich einzugrenzen. "Wir müssen unser soziales Leben verringern, doch diese Botschaft scheint nicht wirklich angekommen zu sein. Die Bevölkerung muss begreifen, dass wir unser Leben einbremsen müssen, um die Verbreitung des Virus zu verhindern", so Gallera.

Davor hatten die auf den Intensivstationen eingesetzten Krankenpfleger gewarnt, dass sich trotz des großen Engagements des sanitären Personals die Epidemie weiterhin ausbreite. Um einen Zusammenbruch der Krankenhäuser zu vermeiden, seien weitere Maßnahmen zur Eingrenzung der Infektion notwendig.

 

In Italien gibt es derzeit 5.883 Corona-Infizierte und zumindest 233 Tote.

Die Lombardei umfasst die Provinzen Bergamo, Brescia, Como, Cremona, Lecco, Lodi, Manuta, Monza und Brianza, Pavia, Sondrio, Varese und die Großstadt Mailand.

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