Da wurde bekannt, dass der Papst den laizistischen Richtern des vatikanischen Gerichts seine Zustimmung erteilt hat, auch gegen Kardinal Giovanni Angelo Becciu Anklage zu erheben.
Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein. Bisher wurde über das Verhalten von Kardinälen nur vor anderen Kardinälen oder vom Papst geurteilt. Im April erließ der Papst aber ein Dekret, das dies änderte.
In diesem Fall geht es um einen Finanzskandal mit waghalsigen Investitionen und Spekulationen in Höhe von etlichen hundert Millionen Euro, für die auch der für karitative Zwecke des Heiligen Vaters bestimmte Peterspfennig veruntreut wurde. Laut Ermittlungen soll Kardinal Becciu dabei eine maßgebliche Rolle gespielt haben. Becciu war bis September 2020 Substitut des Vatikanischen Staatssekretariats und somit drittmächtigster Mann im Vatikan und außerdem enger Vertrauter des Papstes.
Aufgenommen wurden die Ermittlungen schon 2019 nach einer Anzeige der Vatikanbank IOR. Dabei ging es um den Kauf einer Immobilie in der Sloane Avenue, im noblen Londoner Chelsea-Viertel, für das über 100 Millionen Euro ausgegeben wurden.
Neben dem 72-jährigen Becciu müssen sich wegen Veruntreuung, Amtsmissbrauchs, Betrugs und anderer Gesetzwidrigkeiten weiter neun Personen vor Gericht verantworten. Der Prozess wird am 27. Juli beginnen.
Der Papst hatte schon im September Becciu seiner Ämter enthoben. Da aber auch er an der Unschuldsvermutung festhält, stattete er diesem, wie jedes Jahr, am Gründonnerstag einen Besuch ab. Wer das nun als Zeichen milder Gesinnung verstehen wollte, wurde bald darauf vom Papst eines Besseren belehrt: „Es gibt keine Vater-Söhnchen“, lies der Heilige Vater wissen.
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