Kannibalische Ratten zogen an den Londoner Stadtrand
Mit geschlossenen Restaurants und weniger weggeworfenen Lebensmitteln auf den Straßen Großbritanniens mussten sich die Ratten neue Futterplätze suchen. Zum Glück für sie fressen die Menschen mehr in ihren Häusern, Wohnungen und Gärten ...
Der Lockdown war offenbar besonders hart für Londons Ratten. Als die Restaurants schließen mussten und sich die Straßen und Hinterhöfe der Stadt immer mehr von Menschen und ihrem Abfall leerten, mussten sich die Ratten neue Nahrungsquellen suchen. Und die fanden sie in Londons Vorstädten und Gärten, in Abflussrohren und Speisekammern.
Der Guardian berichtet, dass die Nager immer dreister und aggressiver wurden. Als das Futter besonders knapp wurden, fingen die Ratten an, sich gegenseitig zu fressen.
Kannibalische Ratten
Kannibalische Ratten gehören zu den schlimmsten Corona-Folgen des städtischen Lebens. Nicht nur in London.
In den USA warnten die Centers for Disease Control and Prevention (Seuchenkontrolle) vor „ungewöhnlichem oder aggressivem“ Verhalten der Ratten. In ihrer Not fraßen sie ihre Welpen.
„Die Mütter fressen ihre Jungen, weil sie nicht genug für sich selbst und den Nachwuchs haben. Aber sie hoffen, dass sie sich eines Tages wieder fortpflanzen können“, sagt der britische Rattenexperte Steve Belmain, Professor für Ökologie am Institut für Naturressourcen in Kent.
Bill Lane-Petter, ein Spezialist für Laborratten aus der Nachkriegszeit, beobachtete 1968, dass die Unterernährung von Nagetieren eine „Perversion“ des Muttertiers hervorrufen kann. „Dies wird dazu führen, dass sie, wie auch andere erwachsene oder heranwachsende Tiere im Käfig, Kadaver fressen und sogar die Jungen angreifen und töten, um sie zu fressen.
Zum Laster entwickelt
Kannibalismus, so Lane-Petter, könne sich bei Tieren „zu einem Laster entwickeln“. Schnurrhaarfressen bei Mäusen sei nicht ungewöhnlich. Es könne dann weitergehen zum Ohren- oder Zehenkauen und von da aus zum totalen Kannibalismus übergehen,“ so Lane-Petter.
Der warme Winter hat die Rattenpopulation in die Höhe getrieben, was den Druck auf die Tiere erhöht habe.
Paul Bates von der Firma Cleankill, einem Institut für Schädlingsbekämpfung, sagt, dass Ratten mutiger geworden sind, wenn sie versuchen, in Häuser einzudringen und dabei mit den Mäusen konkurrieren. Ratten krabbeln Abflüsse hinauf und nagen sich durch Plastikrohre. Sie können in Toilettenschüsseln schwimmen. Es besteht eine große Nachfrage nach „Rattenklappen“, das sind mit Stacheln versehene Einwegtore für Abflussrohre, die Ratten daran hindern, hineinzukommen.
Ratte im Kinderbett
Im Guardian wird berichtet, dass es sich eine Ratte bereits in einem Kinderbettchen gemütlich gemacht hatte. Und dass ein älterer Herr nach einer örtlichen Überschwemmung von einer Ratte in den Popo gebissen wurde, als er seine Toilette aufsuchte.
Einige Hausbesitzer erzählen, dass ihre Katzen immer öfter Ratten fangen. Doch Ratten lieben auch Katzenklappen, die es in vielen britischen Häusern gibt.
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