Japan jagt wieder kommerziell Wale: NGO erwartet G20-Reaktion

Entgegen des internationalen Verbots der Jagd auf Großwale, hat Japan ab 1. Juli alle Arten freigegeben.

Nach 68 Jahren tritt Japan aus der Internationalen Walfangkommission (IWC) aus. Mit 1. Juli gibt die Regierung grünes Licht für die Wiederaufnahme kommerzieller Walfangaktivitäten und widersetzt sich dem Walfangmoratorium, einem internationalen Verbot der kommerziellen Jagd auf Großwale. "Japan harpuniert Wale und mit dazu die Walfangkommission", kritisierte Nicolas Entrup von der NGO OceanCare.

Reaktion von G20 erwartet

"Jetzt wird sich zeigen, welchen Stellenwert der Walschutz für die internationale Staatengemeinschaft hat. Wir erwarten uns ein erstes klares Signal am G20-Gipfel, der diese Woche in Osaka, Japan, beginnt", meinte Entrup am Mittwoch.

Japan ist der erste Staat, der außerhalb des international für die Regulierung des Walfangs zuständigen Gremiums für kommerzielle Zwecke Bartenwale tötet. Auch die beiden europäischen Länder Island und Norwegen würden sich mittels Vorbehalten gegenüber dem Moratorium Walfangquoten für kommerzielle Zwecke genehmigen - dafür stünden sie nicht minder in der Kritik von Walschützern, so die NGO. Doch Japan verlasse nun gänzlich die internationale Bühne der Zusammenarbeit. Die Meeresschutzorganisation appelliert daher an die internationale Staatengemeinschaft, diesen Alleingang nicht reaktionslos zu akzeptieren.

OceanCare fordert zudem von den IWC-Mitgliedstaaten eine grundlegende Neuausrichtung der IWC, die sämtliche Formen des Walfangs, ausgenommen für Subsistenzzwecke indigener Völker, dauerhaft unterbindet. Die Kommission solle etwa mit einem Vollzugsgremium ausgerüstet werden, das die Implementierung von Beschlüssen prüft und bei Nichteinhaltung Sanktionen setzen kann.

Alle Arten freigegeben

Auf der Abschussliste Japans stehen Bartenwale wie Zwerg-, Sei- und Brydewale, gejagt werde in den Küstengewässern und in der ausschließlichen Wirtschaftszone Japans. Die Jagd werde das ganze Jahr hindurch erlaubt sein, bis die Quoten erreicht sind, hieß es von OceanCare. Japans kommerziellen Walfangansprüchen stehe aber kein Bedarf an Walfleisch in Japan oder anderswo auf der Welt gegenüber. Mit dem IWC-Austritt werden die Walfänger nicht mehr dem Verbot des Fangs bestimmter Arten unterliegen. Damit geraten auch andere Arten ins Visier der Waljäger, wie zum Beispiel Grindwale und Zahnwale wie Baird-Schnabelwale. Aktuell lasse sich nicht einschätzen, wie viele Wale Japan künftig töten wird.

Japan importiert weiterhin auch Tausende Tonnen Walfleisch aus Island und Norwegen, so OceanCare. Die drei Länder haben jeweils einen Vorbehalt gegenüber dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) eingereicht und sind damit formal nicht an das Handelsverbot gebunden. Seit Jahren streben die Walfangnationen danach, neben dem Walfangmoratorium auch das Handelsverbot aufzuheben. Nimmt dieser unregulierte Handel weiter zu, werde die Wirksamkeit von CITES massiv beeinträchtigt.

Das Walfangmoratorium zähle zu den größten Errungenschaften des internationalen Artenschutzes. Wurden vor Inkrafttreten durchschnittlich mehr als 30.000 Großwale pro Jahr erlegt, so seien es heute noch etwa 1.500 weltweit. "Die Wirkung internationaler Beschlüsse steht und fällt mit ihrer Umsetzung. Das gilt für sämtliche Artenschutzübereinkommen", sagte Entrup. "Bleibt Japans IWC-Austritt ohne Folgen, verliert der internationale Artenschutz seine Glaubwürdigkeit. Ein zu hoher Preis."

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