Wieder Massenansturm von Migranten auf Lampedusa

Wieder Massenansturm von Migranten auf Lampedusa
Mit fast 4.300 Personen wird Aufnahmekapazität von etwa 400 Personen um das Zehnfache überschritten.

1.920 kamen am Freitag in 65 Booten, 1.700 am Samstag in 45 Booten, und auch am Sonntag brachten italienische Behören wieder Migranten auf die Insel Lampedusa, die sie im Mittelmeer aufgelesen hatten (die wenigsten schafften es in den kaum seetauglichen Kähnen aus eigener Kraft). Somit steigerte sich die Personenzahl in dem Lager am Wochenende auf an die 4.300 – das ist mehr als das Zehnfache der Kapazität des Camps, das eigentlich nur für 400 Menschen ausgelegt ist. Um die Situation auf Lampedusa zu entspannen, waren auch am Sonntag Verlegungen von Migranten auf andere Teile Italiens geplant.

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"Das Maß ist voll"

Doch die Umverteilungsaktionen und -pläne der rechten Regierung unter Giorgia Meloni stoßen in den italienischen Regionen auf teils heftigen Widerstand. „Für uns ist das Maß voll“, sagte Luca Zaia, Präsident der Region Venetien, kürzlich. Zumal, wenn man bedenke, „dass auch noch 15.000 ukrainische Flüchtlinge dazukommen“, so der Politiker der rechten Regierungspartei Lega. Man habe noch nie Hilfe verweigert, „aber im Moment zählen wir insgesamt 550.000 Einwanderer, das sind 13 Prozent der Bevölkerung Venetiens“, ließ Zaia die Bundesbehörden in Rom wissen.

Ähnlich argumentierte der Präsident der norditalienischen Region Emilia Romagna, der Sozialdemokrat Stefano Bonaccini: „Wir laufen Gefahr, dass wegen der hohen Zahl von Migrantenankünften Zelte in den Städten aufgestellt werden müssen ... Wenn es keine Planung gibt, besteht die Gefahr dass der soziale Unmut explodiert.“

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200.000 Migranten

Nach den jüngsten offiziellen Zahlen versorgt Italien aktuell fast 133.000 Asylsuchende (doch bloß ein Bruchteil erhält tatsächlich Asyl). Bis Ende August haben heuer bereits mehr als 107.000 Menschen auf Booten das südliche EU-Land erreicht (rund die Hälfte allein zwischen Anfang Juni bis jetzt). Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es „nur“ knapp 53.000. Vielfach starten die Migranten, darunter zahlreiche unbegleitete Minderjährige, von der tunesischen Küstenstadt Sfax. Von dort sind es bloß 190 Kilometer bis nach Lampedusa. Die meisten der 2023 in Italien eingetroffenen Migranten stammen aus Guinea, Côte I’voire (Elfenbeinküste) und Tunesien. In Rom geht man davon aus, dass im gesamten Jahr 2023 200.000 Migranten Italien erreichen werden – nur jeder neunte dürfte den Flüchtlingsstatus erhalten.  

107.530 Menschen sind seit Anfang des Jahres über den Seeweg in Italien eingetroffen. Im Vergleichszeitraum 2022 waren es 52.954 gewesen. Die meisten eingetroffenen Migranten stammen aus Guinea, der Elfenbeinküste (Cote d ́Ivoire) und Tunesien.

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