Iraner lecken Schrein ab: "Habe keine Angst vor Coronavirus"
Im religiösen Übereifer demonstrieren Gläubige im Iran das, was man getrost als "Gipfel der Unvernunft" bezeichnen kann. Also mit den gleichen Worten, wie ORF-Korrespondent und Nahost-Experte Karim El-Gawhary sie auf Twitter wählte.
Gerade in der Stadt Ghom, wo das Coronavirus im Iran dem Vernehmen nach vor eineinhalb Wochen ausgebrochen ist, lecken Pilger im weltberühmten Schrein der Fatima Masmua die heiligen Stätten ab. "Ich lecke das ab und was auch immer passiert, es ist mir egal", sagt ein Pilger in einem Video. "Ich habe keine Angst vor dem Coronavirus."
Auch ein anderer Herr leckt in dem Video die heiligen Gebilde ab, nachdem er darauf hinweist, dass sie möglicherweise das Coronavirus verbreiten: "Ich bin hier, um die Gruft abzulecken, damit ich krank werden kann." Er leckt und meint: "Jetzt habe ich mich dem Coronavirus ausgeliefert. Ich hoffe, ihr kommt her und macht es mir nach."
Der Schrein der Fatima Masuma, ein bedeutender Wallfahrtsort, dominiert mit seiner goldenen Kuppel das Stadtbild - und wird offenbar weiterhin gut besucht. Nur: Ghom gilt als Epizentrum des Coronavirus im Iran. Laut offiziellen Zahlen sind mittlerweile 43 Menschen im Iran am Virus gestorben, 593 infiziert. Zu den Infizierten gehören auch der Vize-Gesundheitsminister und die Vize-Präsidentin.
Als eine Delegation des Außenministeriums die Hauptstadt Teheran vergangenes Wochenende besuchte, war die Informationslage noch unklar. Fünf Tote, 29 Infizierte gäbe es, hieß es vor der Abreise am 23. Februar (Samstag).
Positiv: Mittlerweile wurden alle Mitreisenden und Außenminister Alexander Schallenberg negativ getestet. Ein Journalist muss dennoch - wegen Grippe-Symptomen - bis zum 9. März in Quarantäne ausharren, weil er sich in einem Corona-Risikogebiet aufgehalten hat.
Was verschweigen Behörden?
Offen ist derweil, ob Angaben der iranischen Behörden überhaupt der Wahrheit entsprechen. Am Samstag berichtete die BBC von erschreckenden Zahlen aus Insider-Kreisen. Demnach sollen bereits über 200 Menschen im Iran an dem Virus gestorben sein.
Auf einem aktuellen Video aus dem Iran ist zu sehen, wie ein kleiner Junge auf der Straße zusammenbricht. Bilder, die bereits nach dem offiziellen Ausbruch des Coronavirus in Wuhan durch die Medien geisterten.
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