Internet-Hit: Zwei Massai-Geschwister begeistern mit TikTok-Clips
Neema und Kili Paul schauen in die Kamera des Handys, lächeln und warten kurz. Dann startet Musik, Bollywood-Musik. Mit ausdrucksvollen Mienen beginnen die Geschwister zu singen und sich im Rhythmus zu bewegen.
Dass die kurzen Videoclips der 23-Jährigen Neema und ihres 26-jährigen Bruders in Indien zu einem Mega-Erfolg geworden sind, über den im In- und Ausland berichtet wird, liegt am Aufnahmeort: Es ist ein kleines Massai-Dorf im Osten Tansanias.
Neema und Kili sind Angehörige des ostafrikanischen Volkes, ihr Zuhause liegt eine Gehstunde von der nächsten Stadt entfernt. Einmal täglich marschiert Kili dorthin, um das Handy aufzuladen, damit das nächste Video vorbereitet, gefilmt und hochgeladen werden kann.
Aufwendige Vorbereitung
Anders, als man glauben würde, singen die Geschwister nicht selbst auf Hindi, sondern machen perfekt synchrone Lippenbewegungen. „Ich brauche einige Tage, um den Text zu lernen und den Song zu üben“, sagte Kili der britischen BBC. „Ich finde heraus, was der Text auf Englisch bedeutet, damit ich die passenden Gesichtsausdrücke machen kann.“
Um herauszufinden, wie die Hindi-Wörter korrekt ausgesprochen werden, bediene er sich einer Google-App, erzählte der junge Mann der indischen Hindustan Times. Und er sehe sich die Originalsongs auf YouTube an.
Liebe zu Bollywood
Kili ist in der tansanischen Hauptstadt Dodoma zur Schule gegangen, Neema hat nie außerhalb ihres Dorfes gelebt. Bevor sie zu Tansanias bekanntesten TikTok-Stars wurden, hüteten die zwei die Tiere der Familie – was sie auch jetzt noch tun, nur weniger oft. In kleinen Kinos kamen sie schon als Kinder in Kontakt mit Bollywood, lernten die farbenprächtigen Musikfilme indischer Filmemacher lieben.
Vor einem Jahr legte sich Kili einen TikTok-Account zu, nachdem ihm Freunde von der App erzählt hatten; inzwischen hat er dort 1,8 Millionen Follower und ist auch auf Instagram und YouTube vertreten. Zunächst trat Kili alleine auf, dann überredete er seine jüngere Schwester, es ihm gleichzutun.
Dass ihre Clips ein so großer Erfolg wurden, können die beiden immer noch nicht glauben – ihr erfolgreichstes Video mit einem Song aus einem diesjährigen Bollywood-Blockbuster erzielte binnen weniger Tage eine Million Klicks. Dabei ist TikTok in Indien offiziell gesperrt, da die App zur chinesischen Firma ByteDance gehört - und China ein Erzrivale Indiens ist.
"Traum könnte wahr werden"
Auch wenn mittlerweile Filmteams in das kleine Dorf kommen und Kili und Neema von Radiostationen interviewt werden, haben sie bisher nichts mit ihren Filmen verdient. Das könnte sich nun ändern, lokalen Medien zufolge sind Bollywood-Produzenten auf sie aufmerksam geworden. „Ich hätte nie gedacht, dass meine Träume, eine Schauspielerin zu sein und vor der Kamera zu stehen, wahr werden könnten“, sagt Neema. „Es wäre wundervoll, nach Indien zu reisen.“
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