Benutzte Hygieneprodukte, die in Zweigen festhingen. Braunes, zähflüssiges Abwasser, das aus dem Rohr in den Fluss strömte und sich mit dem zuvor klaren Fluss vereinte. Es war diese Beobachtung, die den Wendepunkt für den Briten Matt Marlow einläutete.
Er filmte die Verunreinigung der zuständigen Wasserfirma "United Utilities", meldet sie der Umweltagentur. Und obwohl die staatliche Aufsichtsbehörde, die Verschmutzung anerkannte, wurde nicht gerichtlich dagegen vorgegangen. Die Begründung, die Matt Marlow erhielt: der Vorfall habe keine bleibenden Schäden hinterlassen.
"Ekelhaft"
Doch das konnte Marlow, ein leidenschaftlicher Fischer, nicht mehr akzeptieren.
"Die Vorstellung, in einem Fluss zu fischen, meinen Hund schwimmen zu lassen oder kayaken zu gehen, in dem unbehandeltes Abwasser herumschwirrt, ist ekelhaft." Und so setzte er die einzige Maßnahme, der für ihn angemessen schien: Er begann sich zu weigern, seine Wasserrechnung zu zahlen. Konkret jenen Anteil der Rechnung, der für die Behandlung von Abwasser verwendet wird.
Nahezu im Wochentakt werden Skandale im Abwasser-Management bekannt: 2022 haben die Abwasserfirmen in England und Wales etwa 384.000 Mal Verunreinigungen in Flüsse, Seen und das Meer gelassen, berichtete unlängst der Guardian.
"United Utilities", der Anbieter von Matt Marlow, führt die Liste an: Mit 70.000 Verunreinigungen hat diese Firma laut Zeitung i mehr als jede andere zu verantworten.
Proteste gegen fast alle Anbieter
Angewidert drehen immer mehr Briten den Geldhahn ab. "Wir wissen, dass es in zehn der elf Gebiete Boykottmaßnahmen gibt", sagt Julie Wassmer von der Plattform "Boycott Water Bills". Sie startete ihren Protest in 2021, als sie hörte, dass die Verschmutzung durch Southern Water die örtlichen Badegäste beeinträchtigte. Diese hatten Fälle von Magen- und Ohrenentzündungen gemeldet.
Sie hofft aktuell auf eine wegweisende Entscheidung des Berufungsgerichts. Der Betreiber des Manchester Schiffskanals hatte United Utilities geklagt, nachdem das Unternehmen mindestens 121 Mal Wasser in ihren Kanal abgeleitet hat.
69 Milliarden
Den Ursprung des Dilemmas sieht Marlow im Jahr 1989. Damals wurden alle regionalen Wasseranbieter privatisiert. Seitdem haben die neuen Betreiber Kredite in Höhe von 69,7 Milliarden Euro aufgenommen, um Dividenden zu zahlen, während sie es versäumten, in die Infrastruktur zu investieren.
Mit seinem Protest hat Marlow daher ein konkretes Ziel: "Ich hoffe, dass die Regierung die Firmen wieder zurückkauft."
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