Heilige - Helden des Glaubens und der Kirche

St. Peter in Rom
Warum die Kirche bestimmte Menschen als Heilige verehrt.

Wenn wir alltagssprachlich sagen, etwas sei uns „heilig“, so geht es dabei meist um bestimmte Dinge oder lieb gewordene Gewohnheiten: Erinnerungsstücke vielleicht, die ungestörte Zeitungslektüre samt Kaffee in der Früh, der abendliche Schlummertrunk – oder ganz generell „meine Ruhe“. Auch auf der Ebene der Werteforschung (s. Artikel links) geht es um Sächliches: bestimmte Haltungen oder Ideen wie Freiheit, Sicherheit, Heimat, Treue, Familie …

In der katholischen Kirche, die heute ihr Hochfest Allerheiligen feiert, sind es zunächst Personen, denen das Attribut „heilig“ zugeschrieben wird. Nicht was, sondern wer heilig ist, steht im Zentrum. Die Antwort auf diese Frage lautet: „Heilig“ schlechthin ist nur Gott („… heilig ist nur Er“, heißt es in einem der bekanntesten Kirchenlieder). Alle Heiligkeit von Personen bemisst sich daran, leitet sich von der Heiligkeit Gottes ab.

Vereinfacht gesagt ist „heilig“ die Bezeichnung für ein gelungenes, geglücktes Leben im Sinne der kirchlichen Lehre. Von einem „heiligmäßigen Leben“ sprach man früher, um Menschen zu charakterisieren, deren Wesen und Lebensführung als in bestimmter Weise herausragend empfunden wurden.

„Santo subito“ („sofort heilig“) – die Rufe und Transparente auf dem Petersplatz in Rom in den Tagen nach dem Tod von Johannes Paul II. (2005) sind heute noch in Erinnerung. Tatsächlich wurde der Jahrhundertpapst nur neun Jahre nach seinem Tod – also für solche  Verhältnisse  durchaus „subito“ – heiliggesprochen. Idealtypisch wird hier das kirchliche Selbstverständnis sichtbar, wonach eine Heiligsprechung letztlich nur bestätigt, was von den Gläubigen bereits wahrgenommen wurde.

Formal läuft das Prozedere dann doch deutlich komplexer ab, beglaubigte Wunder inklusive – eine eigene Kongregation (entspricht einem Ministerium) ist dafür eingerichtet. Der Kern des Ganzen: Bei einer Heilig- oder (immer vorausgehenden) Seligsprechung stellt der Papst fest, dass ein Verstorbener vorbildlich aus dem Glauben gelebt hat (Selige werden nur regional verehrt, Heilige global).

„Heroischer Tugendgrad“

In die Ikonografie der jüngeren Kirchengeschichte dürfte indes auch eine Seligsprechung ganz anderer Art eingehen: jene des 2006 mit nur 15 Jahren an Leukämie verstorbenen Digitalfreaks Carlo Acutis, der  am 10. Oktober  „zur Ehre der Altäre erhoben“ wurde. Die Bilder des in einem mit Glasfront ausgestatteten Sarg liegenden Jugendlichen in Jeans, Sneakers und Sweater gingen um die Welt. Geistliche Würdenträger im Ornat in Glassärgen ruhend kennt man – im Petersdom etwa sind zwei Päpste solcherart zur ewigen Ruhe gebettet. Aber das gab es bisher nicht. Zum Seligen wurde er, weil er seine Talente in den Dienst des Glaubens gestellt hatte („Cyber-Apostel“). Dafür wurde ihm der sogenannte „heroische Tugendgrad“ zuerkannt.

Was für ein Wort, in postheroischen Zeiten zumal! Es verweist darauf, dass es doch noch etwas Heiliges geben könnte jenseits dessen, was uns alles „heilig“ ist.

Kommentare