Gretas Segeltörn: Gute Winde, üble Kommentare
Die Sonne im Gesicht, die Nase im Wind – so präsentiert sich die 16-jährige schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg auf den Fotos, mit denen sie ihre Follower an ihrem Segeltörn nach New York teilhaben lässt.
Greta Thunberg hat die Hälfte ihres Segeltörns hinter sich
Knapp eine Woche nach dem Start im englischen Plymouth hat die Segeljacht "Malizia" rund 1.500 Seemeilen zurückgelegt. Damit befindet sie sich gut im Zeitplan, denn am 27. oder 28. August werden Greta und der Rest der Crew in New York erwartet. Dort wird Thunberg im September am UNO-Klimagipfel teilnehmen.
Während die junge Klimaaktivistin auf dem Atlantik mit guten Winden segelt, ist sie in den sozialen Medien aber einmal mehr mit rauen Tönen, ja sogar abstrusen Verschwörungstheorien, aus dem Lager der Klimawandel-Leugner konfrontiert. Neben zahrleichen Beleidigungen, wie etwa der Bezeichnung als "psychisch krankes Kind", gibt es unter den Greta-Gegnern nun einen neuen Aufreger: Die Rückflüge der Crew.
Debatte um Rückkehr
Befördert werden Greta und ihr Vater Svante sowie der Filmemacher Nathan Grossman nämlich vom Hamburger Skipper Boris Herrmann und seinem monegassischen Co-Skipper Pierre Casiraghi. Wie die taz berichtet, werde der Segeltörn mittelbar doch mehrere Transatlantik-Flüge nach sich ziehen, da Herrmann und Casiragh die Rückreise per Flugzeug antreten. Außerdem sollen weitere Teammitglieder das Boot von New York nach Europa zurückbringen, zuvor müssen sie allerdings in die USA fliegen. "Es bleibt unfassbar spannend wie dieses kleine Mädchen riesige Mengen an CO2 mit ihrem Tross verursacht" kommtentiert dazu etwa ein Twitter-User.
Diese Vorwürfe bekommt auch die Besatzung an Bord der „Malizia“ mit. "Unsere Flüge ändern nichts daran, dass Greta emissionsfrei nach New York kommt. Wir selbst sind ohnehin ein Rennteam und würden sonst in dieser Zeit trainieren und auch fliegen", konterte Hermann die Kritiker. "Man kann nicht alle Verantwortung auf individueller Ebene lösen. Die Diskussion um unsere Reise ist sehr kurzfristig, wenn man darüber nachdenkt, was die Intention ist: Es muss sich politisch was verändern." Allerdings: "Grundsätzlich finden wir es positiv, dass man sich mit dem Fliegen auseinandersetzt und Flüge als Problem erkennt. Das ist es ja, was wir wollen."
Verschwörungstheorie
Doch rund um den Segeltörn kursieren auch wieder einmal abstruse Verschwörungstheorien. Social-Media-Nutzer spekulieren munter, Greta segle mit einem "Rothschild Boot", was wiederum ein Beleg für eine "Pariser Klimabanker Agenda" sei. Kurz: Hinter der ganzen Aktion stehe eine jüdische Verschwörung. Tatsächlich soll das Boot zwar früher den Namen "Edmond Rothschild" getragen haben und den Rennseglern vom Team Gitana gehört haben. Nach dem Verkauf wurde es aber umlackiert und umbenannt.
Anti-Greta-Lobbyisten
Woher kommt der große Groll, der Greta entgegenschlägt? "Greta hinterfragt mit ihrem Aktivismus die Grundlagen unserer heutigen fossilen Konsumgesellschaft. Sie spricht von radikalem Wandel, der notwendig ist, um unsere Zukunft zu retten und bezieht sich hier auf die aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnisse", erklärt Florian Boschek von Fridays for Future Wien. "Der große Hass der Greta entgegenschlägt, ist wohl in der Bequemlichkeit der Leute gelegen, die ihr Leben nicht ändern wollen und deswegen lieber die Überbringerin der Botschaft herabwürdigen, als sich konstruktiv mit ihrer Botschaft auseinanderzusetzen."
Abzuwarten bleibt letztlich auch, wie der Empfang der jungen Schwedin in den USA aussehen wird. Wie die Welt berichtet, fürchtet Richard Black, Direktor der Organisation Energy and Climate Intelligence Unit amerikanische "Anti-Greta-Lobbyaktivitäten". Mit den Organisationen der Klimawandel-Leugner in Washington steht ihr ein großes Lager negativ gegenüber.
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