Getöteter Sohn des Ex-Präsidenten von Weizsäcker beigesetzt
Er mochte Schach und Primzahlen, liebte seine große Familie, spielte Klavier und war Patienten zugewandt - der erstochene Berliner Arzt Fritz von Weizsäcker ist am Montag in Berlin unter großer Anteilnahme neben seinem Vater, dem früheren deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, beigesetzt worden.
Still begleiteten zahlreiche Trauergäste den Toten im schlichten, blumengeschmückten Eichensarg zu seiner letzten Ruhestätte auf dem Waldfriedhof im Ortsteil Dahlem und erwiesen ihm die letzte Ehre.
Die Mutter des Getöteten, Marianne von Weizsäcker (87), stand gefasst am Grab ihres jüngsten Sohnes. Ihr Sohn Andreas starb im Jahr 2008, der einstige Bundespräsident 2015. Beistand leistete der einstigen First Lady mit schwarzem Hut auch Wolfgang Huber, früherer Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Herzensgüte
In seiner Predigt zeichnete Wolfgang Huber das Bild eines Humanisten mit ständiger Einsatzbereitschaft, Klugheit und Herzensgüte. Fritz von Weizsäcker sei seinen Patienten mit Würde entgegen gekommen und habe sich für Familie und Beruf gleichermaßen interessiert.
„Wir müssen ertragen, was wir nicht begreifen können“, sagte Pfarrerin Cornelia Kulawik bei der Trauerfeier in der vollen Jesus-Christus-Kirche vor den etwa 600 Trauergästen in Berlin.
"Ein feiner Mensch"
„Was für ein sinnloser Tod“, meinte ein Taxifahrer auf dem Weg zum Waldfriedhof. Er habe den Professor öfter in seinem Wagen gehabt und ein bisschen gekannt. „Das war ein ganz feiner Mensch.“
Der Chefarzt der Berliner Schlosspark-Klinik war am Abend des 19. November bei einem Vortrag getötet worden. Ein Zuhörer war plötzlich mit einem Messer auf den 59-Jährigen losgegangen. Für den renommierten Mediziner kam jede Hilfe zu spät. Ein privat anwesender Polizist hatte noch versucht, sich dazwischen zu werfen. Der Beamte wurde schwer verletzt.
Der Angreifer soll die Tat geplant haben, er kaufte sich laut Staatsanwaltschaft ein Messer in Rheinland-Pfalz und fuhr mit dem Zug nach Berlin zu dem Vortrag. Der 57-Jährige wurde inzwischen in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Der Täter soll „wahnbedingt“ eine Abneigung gegen die Familie haben.
Wahnkranke leben nach Experteneinschätzung in einer eigenen Realität mit falschen Überzeugungen. Gegen den Mann wird derzeit wegen Mordes und versuchten Mordes ermittelt.
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