"Froh und dankbar": Freigelassener Doppelmörder landet in Frankfurt

"Froh und dankbar": Freigelassener Doppelmörder landet in Frankfurt
33 Jahre saß Jens Söring in den USA im Gefängnis - unschuldig, wie er sagt. So verliefen seine ersten Schritte in Freiheit.

Die mediale Aufregung war groß: Dienstagmittag landete der in den USA wegen zweifachen Mordes verurteilte Deutsche Jens Söring in Frankfurt. Danach gab der 53-Jährige, der 1985 in den USA die Eltern seiner damaligen Freundin getötet haben soll, ein kurzes Statement ab. Das ist der schönste Tag meines Lebens“, sagte er. „Ich bin so froh und dankbar.“

Freunde und Unterstützer hatten ihn dort in Empfang genommen und jubelnd begrüßt. Söring sagte, er wolle nun erst einmal zur Ruhe kommen. „Ich muss hier psychologisch und emotional ankommen in Deutschland.“

"Froh und dankbar": Freigelassener Doppelmörder landet in Frankfurt

Söring bei seinem Statement

Petra Hermanns, die Sprecherin des Unterstützerkreises, beschrieb Söring als „sehr sympathischen, charismatischen, humorvollen sowie klugen und empathischen Menschen“.

Die Anwältin Karoline Rüsch, die seit 2010 eine Brieffreundschaft mit dem einstigen Häftling pflegt, sagte: „Ich habe an dieses Wunder irgendwie nicht mehr geglaubt, es ist das schönste Weihnachten für mich, seit ich ihn kenne.“ 

"Western, Huhn, Orangensaft"

RTL und Bild hatten eigens Reporter in die USA geschickt, um Sörings Abschiebung live verfolgen zu können. Söring reise mit einem Linienflug in der Economy Class und habe die Maschine in Washington bestiegen, hieß es.

"Western, Huhn, Orangensaft", titelte bild.de seine Live-Berichterstattung und veröffentlichte ein Video, das den Mann an Bord des Flugzeuges im Gespräch mit Mitreisenden, beim Essen und beim Filmschauen zeigt.

 

Söring war wegen der Morde an den Eltern seiner Freundin Elizabeth Haysom zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt worden. Er hatte zunächst gestanden, später aber das Geständnis widerrufen. Er beteuert bis heute seine Unschuld.

Freigelassen, nicht begnadigt

Im November entschied ein zuständiges Gremium im US-Bundesstaat Virginia, Söring auf Bewährung freizulassen und abzuschieben. Er sei keine Gefahr, eine Abschiebung nach Deutschland erspare den US-Steuerzahlern viel Geld, hieß es. Begnadigt wurde er nicht. In Deutschland ist Söring ein freier Mann. In die USA darf er allerdings nie wieder einreisen.

Ex-Freundin Haysom, die wegen Anstiftung zum Mord zu 90 Jahren Haft verurteilt worden waren, ist mittlerweile ebenfalls frei.

Seine Unterstützer und Freunde haben in Deutschland nach eigenen Angaben eine Wohnung, ein Handy und Kleidung für Söring besorgt. Der Ex-Häftling will demnach nach seiner Ankunft in Deutschland erst einmal Urlaub machen und dann durch das Land reisen und seine Unterstützer besuchen.

Schwieriger Neubeginn

Nach mehr als 33 Jahren im Gefängnis muss Söring mit dem Leben in der Freiheit erst einmal zurechtkommen. „Er muss nicht resozialisiert werden, sondern sozialisiert werden“, sagte der Sozialwissenschaftler Bernd Maelicke der Deutschen Presse-Agentur.  "Das ist wie bei einem kleinen Kind - zu lernen, wie ist das mit den Verkehrsregeln, mit dem Internet, mit Smartphones funktioniert."

Zu seinen Plänen für die Freiheit ist bekannt, dass Söring als Autor arbeiten will. „Das wird ein ganz schwieriger Übergang für ihn“, sagte der Psychologe und Jurist Thomas Galli jüngst anlässlich der Freilassung Sörings dem KURIER. „Aber sein Kampf hat ihm wohl ein Stück weit Sinn gegeben.“

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