Florenz: Bürgermeisterkandidat will "ungezügelten" Massentourismus bekämpfen

Florenzer Bürgermeisterkandidat Eike Schmidt in den Uffizien vor der Venus von Botticelli
Der Florenzer Bürgermeisterkandidat und Ex-Uffizien-Chef Schmidt plant, den Massentourismus in der Stadt einzudämmen.

Der Kandidat der Mitte-Rechts-Koalition bei den Bürgermeisterwahlen in Florenz, Eike Schmidt, will den Massentourismus in der toskanischen Hauptstadt bekämpfen. Sollte er die Wahlen am 8. und 9. Juni gewinnen, wolle er die Eintrittsgebühr für Reisebusse in Florenz erhöhen, kündigte der deutsche Ex-Chef der Uffizien bei einer Wahlveranstaltung am Samstag an.

Auch die Zahl der Fast-Food-Lokale in der Innenstadt möchte der gebürtige Freiburger eingrenzen. Sein weiteres Ziel sei es, die Zahl der Ferienwohnungen zu reduzieren und langfristige Mietverträge steuerlich zu fördern.

Die Gefahr sei ansonsten, dass wegen der zu hohen Zahl von Ferienwohnungen die Stadt an Einwohnern und Studenten verliere.

Florenzer Straßen als Opfer des ungezügelten Tourismus

Schmidt beklagte, dass die Einwohner des Stadtzentrums Opfer eines ungeregelten Nachtlebens sei. Auch die Kriminalität nehme zu. 

"Tourismus ist an sich nicht schlecht, er muss aber geregelt werden. Zu viele Straßen in Florenz haben ihre typischen Merkmale verloren, weil sie dem ungezügelten Tourismus zum Opfer gefallen sind", betonte Schmidt.

Der deutsche Kulturmanager kandidiert für ein Mitte-Rechts-Bündnis, dem auch die rechtspopulistische Partei Brüder Italiens von Premierministerin Giorgia Meloni angehört. Sollte er bei der Bürgermeisterwahl scheitern, werde er wieder seinen Job zurückkehren, erklärte Schmidt. 

Wer ist Eike Schmidt?

Er ist derzeit Direktor des namhaften Museums Capodimonte in Neapel. Der gebürtige Freiburger, der mit einer Florentinerin verheiratet ist, hatte im November die italienische Staatsangehörigkeit erhalten.

Eike Schmidt wurde 2017 zum Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums in Wien als Nachfolger von Sabine Haag designiert. Durch Veränderungen der politischen Verhältnisse in Italien - mit Dario Franceschini wurde damals wieder jener Politiker Kulturminister, der vor einigen Jahren die Museumsreform durchgesetzt und damit Chefposten für ausländische Manager an den Museen ermöglicht hatte - sah Schmidt eine Verlängerung in Italien aber in Reichweite und sagte in Wien kurzfristig ab. So begann er 2019 sein zweites Mandat in den Uffizien, das im Dezember ausgelaufen ist.

Unter Schmidts Leitung konnten die Uffizien ihre Besucherzahl stark erhöhen. Der Kulturmanager hatte sich sehr für die Modernisierung des meistbesuchten italienischen Museums eingesetzt.

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