Ex-Starbucks-Chef will Trump ablösen: „Mach es nicht, Howard!“

Ex-Starbucks-Chef will Trump ablösen: „Mach es nicht, Howard!“
Der Starbucks-Milliardär will als Parteiloser gegen Trump kandidieren und bringt die Demokraten in die Bredouille.

Eigentlich müssten die Demokraten über Kamala Harris reden. Fast 30.000 Menschen kamen am Wochenende ins kalifornische Oakland. Sie wollten live dabei sein, als die Tochter indisch-jamaikanischer Eltern mit Pathos und Esprit offiziell ihre Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2020 verkündete.

Aber die Demokraten reden nicht über die spitzzüngige Senatorin. Auch nicht über die anderen sieben Männer und Frauen (weitere werden folgen), die in zwei Jahren auf dem Ticket ihrer Partei Donald Trump beerben wollen.

Milliardär wie Trump

Sie reden über Howard Schultz. Der Mann, der in den 80er Jahren Italiens Kaffee-Kultur verfiel und daraus Ideen für mittlerweile 30.000 Starbucks-Läden weltweit filterte, ein Manager und Milliardär wie Donald Trump, aber mit Manieren und sozialer Ader, hat am Sonntagabend im Fernsehen angekündigt, was im Zwei-Parteien-System Amerika wie eine Überdosis Koffein wirkt: Er will voraussichtlich als „Zentrumskandidat“ ohne Parteibuch für den Job im Weißen Haus antreten.

Weil er Trump für „unqualifiziert“ hält. Weil Republikaner und Demokraten „täglich“ in „Rachepolitik“ verstrickt seien. Weil sie kommenden Generationen astronomisch hohe Staatsschulden hinterließen. Weil sie bei der Erfüllung ihrer „verfassungsmäßigen Verantwortung“ schlicht versagten.

Kaum war die Bewerbung des 65-Jährigen in der Welt, formierte sich bei den Demokraten ein Chor, dessen Melodie so geht: „Mach es nicht, Howard!“. Andernfalls könne Trump bereits den Sekt für 2020 kaltlegen.

Der Appell gründet auf der Annahme, dass ein „third party candidate“ in den USA keine Chance auf den Sieg hat. Aber den Vertretern der etablierten Parteien wichtige Stimmen abjagen kann.

Das Bienenstechen

So war es 2000, als der grüne Umweltaktivist Ralph Nader in Florida 98.000 Stimmen zog. Wäre er nicht angetreten, und hätten 600 seiner Wähler für den Demokraten Al Gore gestimmt, George W. Bush wäre Amerika und der Welt erspart geblieben. Aus Sicht der Republikaner war es der Milliardär Ross Perot, der 1992 George H. W. Bush um den Erfolg brachte und dem Demokraten Bill Clinton den Weg ins Oval Office ebnete.

Der Politologe Richard Hofstadter hat das Verhalten der unabhängigen Kandidaten einmal mit Bienen verglichen: „Sie stechen und sterben, um ein anderes Bienenvolk zu schädigen.“

Howard Schultz will keine Biene sein. Er sieht sich als Stimme von Augenmaß und Vernunft, die gerade im wachsenden Lager unabhängiger Wähler („independents“) Gehör findet. Schultz stammt aus Brooklyn/New York.

Er hat es aus armen Verhältnissen zu einem Privatvermögen von 3,3 Milliarden Dollar gebracht. Ihm ist die national-identitäre Einwanderungspolitik Trumps zuwider. Als der Präsident 2017 die Einreise-Regularien verschärfte, ließ Starbucks weltweit 10.000 Barristas mit Migrationshintergrund anheuern. Während Trump das Gesundheitssystem weiter privatisieren will, sind bei Starbucks alle Mitarbeiter seit Jahren krankenversichert.

Auch bei Themen wie Klimaschutz steht Schultz in Konfrontation zu Trump und den Republikanern. „Ein Milliardär mit Herz und auch bei Konservativen mehrheitsfähigen Positionen, den der Narziss Trump nicht als linksradikal abstempeln kann - das hätte was“, sagte ein Analyst zum KURIER. Darum haben die Demokraten gerade den Scherm auf.

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