Sie waren durch den Sturz der Flügel verbogen und daraufhin abmontiert worden.
Die Ursache für den Vorfall ist noch nicht bekannt, der Leiter des Theaters, Jean-Victor Clerico, schloss jeglichen Verdacht auf ein „böswilliges Handeln“ aus und sprach von einem „technischen Problem“. Das Dach werde permanent von einer Person überwacht. Die Mühlenflügel, bestehend aus Holz, Metall und Aluminium, wurden vor rund 20 Jahren erneuert.
Zu Schaden kam niemand, die betroffene Stelle wurde abgesperrt. Den Sicherheitskräften zufolge drohte keine Einsturzgefahr.
Der "French Cancan"
Und doch zeigten sich Anwohner und Geschäftstreibende vor Ort erschüttert über die offensichtliche Fragilität des Pariser Wahrzeichens. „Man könnte darüber lachen, weil es sich nur um Materielles handelt und die Flügel zum Fliegen gemacht sind, aber es ist extrem schockierend“, gab Stéphane Cachelin, Vizepräsident eines lokalen Händler-Zusammenschlusses, gegenüber der Tageszeitung „Le Parisien“ zu Protokoll. Kulturministerin Rachida Dati versicherte, sie stehe fest an der Seite des Moulin Rouge, damit „sein so besonderer Glanz wieder herstellt wird“.
Die Welt des Theaters und „alle in Paris Verliebten“ fühlten sich betroffen.
Tatsächlich gehört das Cabaret, von dem aus der „French Cancan“ mit den hoch in die Luft geworfenen Beinen seinen Siegeszug antrat, zu den Orten, die untrennbar mit der Geschichte von Paris, seinem turbulenten Nachtleben, seinem Flair verbunden sind. 850 Besucherinnen und Besucher kommen im Schnitt pro Abend zu den beiden Shows, insgesamt 600.000 pro Jahr, eine Mehrheit sind ausländische Touristen. Auch der nach ihm benannte Musical-Film von Baz Luhrmann mit Nicole Kidman in der Hauptrolle befeuerte den Mythos.
Seine Türen öffnete das historische Tanztheater am 6. Oktober 1889, im Jahr der Pariser Weltausstellung und der Erbauung des Eiffelturms. Tatsächlich handelte sich beim Viertel Montmartre, heute dem vielleicht quirligsten und buntesten der französischen Metropole, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts um ein Dorf vor den Pariser Stadtmauern, das erst 1860 mit anderen Kommunen eingemeindet wurde. Bis dahin war es eher bekannt für seine Weinberge – einen gibt es noch – und Steinbrüche als für seine Bars und Restaurants.
Das änderte sich in jener Zeit der Belle Époque, als es die vergnügungshungrigen Damen und Herren der Bourgeoisie, die Künstler und Intellektuellen nach Pigalle zog – besungen in einem Lied von Bill Ramsey als „die große Mausefalle mitten in Paris“.
Zum letzten Schrei gehörte es, auf dem Rücken eines Esels durch den exotischen Garten des Moulin Rouge zu reiten.
13 Mühlen
Eine Mühle hatten die Architekten gestaltet, weil sich einst auf dem Montmartre 13 Windmühlen befanden, von denen nur noch zwei geblieben sind. Rot angemalt wurde das Moulin Rouge, um für die Feiernden von weitem erkennbar zu sein.
Einen Rückschlag erlebte es im Jahr 1915, als ein Brand den Saal zerstörte, aber die Fassade und einen Teil der Bühne intakt ließ. Neun Jahre lang blieb es geschlossen, da die Renovierungsarbeiten erst 1921, nach Ende des Ersten Weltkriegs, begannen. Dieses Mal dürften die Folgen weniger dramatisch sein. Die Mühlenräder, so versprach es Direktor Clerico, würden „ganz, ganz schnell“ wieder angebracht.
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