Druck auf Klima-Verhandlungen steigt: Kreuzfahrtschiff muss bald ablegen

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Einige Delegationen sind in Sorge, ihre Unterkunft zu verlieren. Die Verhandlungen selbst haben noch keinen Durchbruch gebracht.

Zusammenfassung

  • Die Verhandlungen auf der COP30 in Brasilien stecken fest, ein Durchbruch bei der Abschlusserklärung ist nicht in Sicht.
  • Viele Delegationen verlieren ihre Unterkunft, da Kreuzfahrtschiffe als Hotels nur bis Samstag bleiben dürfen.
  • Streitpunkt bleibt der fehlende Ausstiegsfahrplan für fossile Energien, was zu Drohungen eines Scheiterns und Schuldzuweisungen zwischen den Staaten führt.

Auf der Zielgeraden der Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien zeichnet sich weiter keine Einigung auf eine Abschlusserklärung ab. Seit über 24 Stunden dürften sich keine der wesentlichen Verhandlergruppen bewegt haben, das Patt lähmt die Verhandlungen und macht eine Einigung so schwierig.

Kreuzfahrtschiffe müssen ablegen

Doch der Druck steigt immens - manche Delegationen dürfte heute, Samstag, ihre Unterkunft "verlieren": Weil der Austragungsort Belem in der brasilianischen Urwaldstadt kein Touristenhotspot ist, gibt es viele zu wenig Nächtigungsbetten. Die Brasilianer machten daraufhin einen Deal mit Kreuzfahrtschiffsfirmen, zwei große Schiffe mit Hunderten Betten liegen seit knapp drei Wochen im Hafen.

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Delegierte berichten von alles andere als traumhaften Zuständen an Bord: Es gibt dort Verpflegung, die ist aber sehr, sehr teuer - die billigste Speise soll mehr als 35 Euro kosten - und weder Nahrung noch Getränke dürfen an Bord genommen werden. Die Gäste werden beim Eingang regelrecht gefilzt.

Damit nicht genug: Der Deal war nur, dass die Schiffe bis Samstag bleiben, also nur einen Tag nach dem offiziellen Ende der Klimakonferenz. So verlieren einige Delegationen heute ihre Nächtigungsmöglichkeit.

Wie läuft es bei der Klimakonferenz weiter?

Bis tief in die Nacht auf Samstag rangen die Delegationen um Formulierungen, insbesondere zur Rolle fossiler Energieträger und ihrer Folgen für das Klima. EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra schloss inzwischen nicht aus, dass die Konferenz ohne gemeinsame Schlusserklärung endet – ein politisches Scheitern der COP30.

Für Samstagvormittag war für den frühen Nachmittag eine abschließende Plenumssitzung angesetzt. Ob dieser Zeitplan zu halten ist, gilt als fraglich. Ein neuer Entwurf für den Abschlusstext lag am Vormittag noch nicht in schriftlicher Form vor. Die EU-Staaten berieten sich daher erneut über ihr weiteres Vorgehen. Österreichs Umweltminister Norbert Totschnig (ÖVP) war bereits am Donnerstag abgereist und wird von einem hochrangigen Beamten vertreten.

Eigentlich hätte die Konferenz nach zwei Wochen am Freitagabend enden sollen, die zähen Gespräche verlängerten sie jedoch.

Der aktuelle Beschlussentwurf der brasilianischen Präsidentschaft bekennt sich zwar zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad und zu Emissionsminderungen. Auf sieben Seiten fällt jedoch kein einziges Mal das Wort „fossil“. Ein Fahrplan für eine Abkehr von Kohle, Öl und Gas – wie ihn Österreich, Deutschland, weitere EU-Staaten und zahlreiche "verwundbare" Länder fordern – fehlt. Dabei gelten fossile Energieträger als Haupttreiber der Klimakrise und der weltweit zunehmenden Extremwetter.

"No Deal"-Drohung

Vor Veröffentlichung des Entwurfs hatten rund 30 Staaten angekündigt, einem Beschluss ohne Ausstiegsfahrplan nicht zuzustimmen. In einer gemeinsamen Erklärung kritisierten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kolumbien und andere den Vorschlag und sprachen von einem Text, der nicht einmal die Minimalbedingungen für ein glaubwürdiges Ergebnis erfülle.

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EU als "Bösewicht"

Ein europäischer Unterhändler berichtete, die EU werde in den Gesprächen teilweise als „Bösewicht“ dargestellt, weil sich ihre Mitgliedstaaten dem Entwurf verweigerten. Einige Staaten dächten darüber nach, die Verhandlungen zu verlassen, andere fürchteten, für ein mögliches Scheitern verantwortlich gemacht zu werden.

Die französische Ministerin für ökologischen Wandel, Monique Barbut, nannte Russland und Saudi-Arabien – beide große Erdölproduzenten – sowie den Kohleförderer Indien und zahlreiche Schwellenländer als Bremser. Von dieser Lesart distanzierte sich der Sonderbeauftragte für Asien, Arunabha Ghosh. Die Vorstellung, eine Seite sorge sich um den Planeten und die andere nicht, nur weil sie mit Formulierungen unzufrieden sei, schade dem Geist der Verhandlungen erheblich, sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Die COP30, an der fast 200 Staaten teilnehmen und die ohne die USA stattfindet, erfordert Einstimmigkeit. Der brasilianische COP-Präsident André Corrêa do Lago warnte vor den Folgen eines Scheiterns. Ein Scheitern wäre ein Rückschlag für den globalen Klimaschutz – und ein sichtbares Zeichen dafür, wie groß die Gräben in der fossilen Frage weiterhin sind. Beobachter sprechen bereits von einer der schwierigsten Klimakonferenzen der vergangenen Jahre.

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