Allianz gegen Öl und Gas: 80 Staaten fordern das fossile Ende

Allianz gegen Öl und Gas: 80 Staaten fordern das fossile Ende
UNO–Klimagipfel in Belém. Gastgeber Brasilien überrascht mit straffem Zeitplan und frühem Textentwurf.

Es sind vorsichtig optimistische Nachrichten, die vom 30. UN-Klimagipfel in Belém, Brasilien, kommen. Und diese betreffen das zentrale Thema jeder Klimakonferenz – das Ende der fossilen Energien, die maßgeblich die Erderwärmung antreiben.

Dutzende Länder drängen darauf, dass der Klimagipfel als wichtigstes Ergebnis einen „Fahrplan für den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe“ vorlegt. Und inzwischen haben mehr als 80 Nationen diese neue Initiative unterstützt – seitens der EU sind das außer Polen und Italien alle - auch Deutschland, Frankreich, Spanien, Schweden, die Niederlande und Österreich sind dabei, bestätigt Umweltminister Norbert Totschnig (ÖVP), als auch das nicht-mehr-EU-Mitglied Großbritannien. Weltweit haben sich die lateinamerikanischen Staaten angeschlossen, als auch die "Environmental Integrity Group (EIG)", das sind die Schweiz, Südkorea, Mexiko, Liechtenstein, Monaco und Georgien. Aber auch die Allianz der kleinen Inselstaaten machen mit.

Bernhard Gaul berichtet für den KURIER direkt von der Klimakonferenz in Belém. Alle seine Geschichten zur COP30 können Sie gesammelt hier nachlesen. 

Viele Länder bleiben jedoch skeptisch bis ablehnend. Die afrikanische Verhandlungsgruppe sowie Indien, Indonesien, Saudi-Arabien, Russland und China drängen auf finanzielle Unterstützung für ihre wirtschaftliche Diversifizierung, haben sich aber noch nicht eindeutig gegen den Fahrplan positioniert.

Für die Industriestaaten erweist sich die Klima-Finanzierung als Hauptstreitpunkt, auch für die EU. Die Union steht ohnehin schwer unter Druck wegen der geplanten Klimazölle auf Industrieprodukte wie Stahl oder Düngemittel. Für die Europäer sei das Thema jedenfalls eine rote Linie und nicht verhandelbar, so Totschnig. Bei der Finanzierung verlangen die wenig entwickelten Staaten konkrete Zusagen, damit sie sich grüne Technologien statt neuer Kohlekraftwerke leisten können.

Hinter den Kulissen gibt es viel Lob für den Gastgeber Brasilien. „Die Brasilianer zeigen, dass sie einen Zug zum Tor haben“, sagt Totschnig. Der brasilianische Diplomat und Klimagipfel-Präsident André Corrêa do Lago und sein riesiges Team aus Verhandlern und Experten scheinen – anders als bei der vorigen Klimakonferenz in Aserbaidschan – einen cleveren Plan zu verfolgen, wie die strittigen Punkte konsensfähig gemacht und ein ambitioniertes Gipfelergebnis erzielt werden könnten.

Einstimmigkeit nötig

Ein erster Entwurf für einen Abschlusstext kam bereits Montagnacht, so früh wie noch auf keiner Klimakonferenz. UN-Gipfelergebnisse müssen einstimmig sein – das macht Ergebnisse einer Weltkonferenz mit 192 Teilnehmerstaaten so kompliziert. Offiziell sollte bis Freitag 18 Uhr Ortszeit ein finaler Gipfelbeschluss angenommen werden. Es dürfte auch diesmal länger dauern.

Klar ist – und das wird auch von keinem Staat (außer den abwesenden USA) angezweifelt –, dass viel mehr Tempo zum Ausstieg aus den fossilen Energieträgern nötig ist. Immerhin lag der Anteil der weltweit genutzten Energie aus Kohle, Öl und Gas noch vor zehn Jahren bei etwa 86 Prozent, heute dürften es 81 Prozent sein. Laut dem UN-Umweltprogramm würde die vollständige Umsetzung aller versprochenen Klimaschutzziele die Erwärmung bis 2100 auf etwa 2,7 Grad begrenzen. Das wäre noch immer höchst riskant – aber eine deutliche Verbesserung gegenüber den Prognosen vor zehn Jahren, als wir noch auf fast 4 Grad zusteuerten. Wir dürfen also weiter hoffen.

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