Hitzetod und Profitgier: Das tödliche Paradoxon der Golfstaaten

UN Climate Change Conference (COP30) in Belem, Brazil
COP 30 in Belém. Eine Allianz rund um Saudi-Arabien bremst die Verhandlungen mit exzellent geschulten Diplomaten aus.

Am Dienstag schickte Papst Leo XIV. Grüße und deutlich mahnende Worte an die Verhandler der 30. Klimakonferenz in Belém, Brasilien. „Was fehlt, ist der politische Wille einiger. Wahre Führung bedeutet Engagement und Unterstützung in einem Ausmaß, das wirklich etwas bewirkt“, sagte er in einer Online-Videobotschaft.

Bernhard Gaul berichtet für den KURIER direkt von der Klimakonferenz in Belém. Alle seine Geschichten zur COP30 können Sie gesammelt hier nachlesen. 

Bei der Klimakonferenz steigt die Anspannung der Delegierten merklich. Keiner der großen Knackpunkte ist in der Nähe einer Lösung. Das betrifft vor allem eine klare Gipfelerklärung, dass die Weltgemeinschaft so rasch wie möglich den Ausstoß von Treibhausgasen limitiert.

Auch die EU ist wegen der CO2-Zölle unter Druck. Klimakommissar Wopke Hoekstra verteidigte die Maßnahme jedoch zum Schutz der europäischen Industrien.

Besonders die vulnerablen Staaten drängen auf weitreichende Kompromisse. Matthew Samuda, Wirtschaftsminister von Jamaika, klagte deutlich über die verheerenden Schäden durch Hurrikan Melissa, der sein Land vor drei Wochen verwüstet hat: „Hier geht es ums Überleben. Es geht um unser Volk und sein Recht auf eine sichere und prosperierende Zukunft.“

Wie schon in vorangegangenen Klimakonferenzen stehen vor allem die Vertreterinnen und Vertreter Saudi Arabiens in der Kritik. Sie würden hier deutlich aggressiver vorgehen, versuchen zu verzögern und von den eigentlichen Themen ablenken, erzählen Diplomaten. Ihr Auftreten ist aber alles andere als plump – die meisten der saudischen Verhandler genossen teure Ausbildungen an britischen und amerikanischen Top-Universitäten wie Yale und Harvard, sie haben exzellente Manieren, sprechen akzentfrei mehrere Sprachen und kennen die Verhandlungsmaterien bis ins letzte Detail, was die Verhandlungen so schwierig macht.

Abhängig vom Öl

„Wichtig dabei ist: Saudi Arabien kann den Prozess nicht allein aufhalten. Aber in den Verhandlungen sprechen die Saudis meist nicht für sich allein, sondern für rund 20 arabische Staaten sowie für eine Gruppe von Entwicklungsländern, zu der unter anderem China, Indien, Nepal und der Iran gehören. Die Ablehnung klimapolitischer Maßnahmen hängt dabei eng mit der starken wirtschaftlichen Abhängigkeit vieler dieser Länder von fossilen Energien zusammen“, erklärt Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace und in Belém vor Ort. Der britische Guardian rechnete vor, dass die Saudis durch ihren Ölkonzern Aramco jede Stunde fast 150.000 Dollar verdienen – und das seit vielen Jahren. Dabei leidet das Land auf der arabischen Halbinsel ebenso unter den steigenden Temperaturen, erst im Vorjahr kamen bei der muslimischen Wallfahrt Hadsch durch extreme Hitze jenseits von 50°C mehr als 1.300 Pilger ums Leben.

Kronprinz Mohammed bin Salman erklärte im Oktober 2021, dass sein Land bis 2060 klimaneutral sein will. Bis dahin wollen die Saudis aber das Maximum aus ihren Öl- und Gasreserven – den nach Venezuela zweitgrößten der Welt – herausholen.

Kommentare