DNA-Test entlarvt älteren Bauarbeiter als einen der meistgesuchten Männer Japans
Jahrzehntelang hing das Schwarz-Weiß-Fahndungsfoto von Satoshi Kirishima, einem der meistgesuchten Verbrecher Japans, in allen Polizeistationen des Landes. Nach fast 50 Jahren auf der Flucht wurde er im Jänner entdeckt und starb kurz darauf. Der 70-Jährige hatte sich unter falschem Namen zur Krebsbehandlung in ein Krankenhaus einweisen lassen.
Dort enthüllte Kirishima seine wahre Identität, indem er dem Krankenhauspersonal Informationen über seine Familie und seine Organisation gab, die nur er kennen konnte. Diese Woche bestätigte schließlich ein DNA-Test, dass es sich bei dem todkranken Patienten tatsächlich um Kirishima handelte, der einer radikalen Gruppe angehörte, die Mitte der 1970er Jahre für eine neunmonatige Schreckensherrschaft in Japan verantwortlich war.
Kirishima wurde berühmt
Das Fahndungsfoto vom jungen Kirishima mit langem Haar, dicken Brillengläsern und freundlichem Lächeln kennt in Japan praktisch jeder. Sogar Halloween-Kostüme wurden durch ihn inspiriert.
Der in Hiroshima geborene Kirishima hatte sich während seines Studiums in Tokio radikalisiert. Er schloss sich der East Asia Anti-Japan Armed Front (Bewaffnete Ostasien-Front gegen Japan) an, einer linksextremen Gruppe ähnlich der Roten Armee Fraktion (RAF) in Westdeutschland.
Anschläge gegen japanische Unternehmen
Die East Asia Anti-Japan Armed Front verübte in den 70er Jahren Anschläge gegen japanische Unternehmen. Bei einem Anschlag gegen Mitsubishi Heavy Industries wurden acht Menschen getötet. Ermittlungen zufolge war Kirishima im April 1975 an einem Bombenanschlag beteiligt, bei dem Teile eines Gebäudes im schicken Tokioter Viertel Ginza zerstört wurden. Todesopfer gab es damals nicht. Kirishima ging nach dem Anschlag in den Untergrund.
Laut dem Fernsehsender TV Asahi und anderen japanischen Medien führte Kirishima jahrelang ein Doppelleben. Unter dem Namen Hiroshi Uchida arbeitete er demnach in der Stadt Fujisawa bei einer Baufirma. Seinen Lohn ließ er sich in bar auszahlen. Um unter dem Radar der Behörden zu bleiben, hatte er außerdem keine Krankenversicherung und keinen Führerschein.
"Möchte Tod mit wirklichen Namen entgegentreten“
Ein Kollege sagte TV Asahi, Kirishima habe verglichen mit dem Fahndungsfoto „viel Gewicht verloren“. Medienberichten zufolge hatte Kirishima die Behandlung seiner Magenkrebsbehandlung aus eigener Tasche gezahlt und erst nach seiner stationären Aufnahme vor ein paar Tagen offenbart, wer er wirklich war. "Ich möchte dem Tod mit meinem wirklichen Namen entgegentreten“, sagte Kirishima laut dem öffentlich-rechtlichen Sender NHK dem Krankenhauspersonal.
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