30 Jahre auf der Flucht: Meistgesuchter Mafia-Boss Italiens verhaftet

30 Jahre auf der Flucht: Meistgesuchter Mafia-Boss Italiens verhaftet
Matteo Messina Denaro, der Chef der Cosa Nostra, wurde in Palermo festgenommen. Ihm werden mindestens 50 Morde zur Last gelegt.

Die italienische Polizei hat den Chef der sizilianischen Cosa Nostra, Matteo Messina Denaro, verhaftet. Wie die Carabinieri am Montag mitteilten, wurde der Mafiaboss und meistgesuchte Verbrecher Italiens in einer Privatklinik in Palermo festgenommen, wo er sich behandeln ließ.

Dem seit 30 Jahren gesuchten Denaro werden mindestens 50 Morde zur Last gelegt. Den ersten soll der heute 60-Jährige im Alter von 18 Jahren begangen haben. 

Menschen applaudierten der Polizei nach der Verhaftung in Palermo:

Laut den Ermittlern war Messina Denaro bereits seit einem Jahr in der Klinik wegen eines Tumors im Unterleib in Palermo in Behandlung. Er war unter dem falschen Namen „Andre Bonafede“ operiert und mit Chemotherapie behandelt worden.

„Wir hatten keine Ahnung, dass wir Messina Denaro in Behandlung hatten“, sagte ein Arzt der Klinik. Als der Boss die Polizisten im Krankenhaus bemerkte, versuchte er zu flüchten, wurde jedoch festgenommen und in eine Carabinieri-Kaserne auf Sizilien gebracht, berichteten die Ermittler. Er gab seine Identität zu.

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Aktuelle Aufnahme des Mafia-Bosses

Die letzten bekannten Fotos des Mafia-Bosses hatte die Polizei aus den frühen 1990er-Jahren. Diese wurden immer wieder mithilfe eines Computerprogramms aktualisiert, das den Alterungsprozess bis ins kleinste Detail berücksichtigte - und offenbar erstaunlich akkurat arbeitete.

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Mehr als 100 Sicherheitskräfte waren für die Festnahme des Paten im Einsatz. Ein Vertrauensmann des Bosses wurde ebenfalls festgenommen. Er hatte Messina Denaro zur Therapie ins Krankenhaus begleitet. Der Staatsanwalt von Palermo, Paolo Guido, der die Ermittlungen koordinierte, erklärte, dass die Festnahme das Ergebnis einer „komplexen Untersuchung“ sei.

Nach dem Verhör wurde Messina Denaro zum Flughafen geführt. Erwartet wird, dass der Boss in einer Hochsicherheitsanstalt für Mafiosi auf dem italienischen Festland inhaftiert wird, wo genau, war vorerst nicht bekannt.

In den vergangenen Jahren war Messina Denaro bei Razzien auf Sizilien der Festnahme knapp entgangen. Der Boss hatte die Cosa Nostra nach der Festnahme des Paten Bernardo Provenzano im Jahr 2006 übernommen. Laut Polizei hatte er zuletzt öfters Auslandsreisen unternommen. Seine Geschäftstätigkeit habe der Mafia-Boss auf Venezuela ausgedehnt.

Reaktionen

Die Festnahme Messina Denaros bezeichnete die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni als großen Sieg für den Staat, wofür sie den den Ermittlern danke. „Die Regierung sorgt dafür, dass der Kampf gegen die Mafia-Kriminalität unvermindert fortgesetzt wird“, kommentierte Meloni.

Der aus Palermo stammende italienische Staatschef Sergio Mattarella, dessen Bruder Piersanti in den 1980er-Jahren von der Mafia ermordet wurde, gratulierte den Ermittlern zur Festnahme.

„Wie alle Mafia-Bosse war er genau dort, wo jeder wusste, dass er war, in Palermo“, schrieb der Schriftsteller und Anti-Mafia-Experte Roberto Saviano, Autor des Bestsellers „Gomorrah“.

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