Das Ende der Zeitumstellung lässt noch auf sich warten

Symbolbild
Österreich will die Sommerzeit einführen – aber die Mehrheit der EU-Staaten zögert noch vor einer Entscheidung.

In zweieinhalb Wochen, am 28. Oktober, ist es wieder so weit – um drei Uhr morgens werden die Uhren wieder um eine Stunde zurückgestellt. Doch wer hofft, es könnte vielleicht eines der allerletzten Male sein, dass halbjährlich an der Uhr gedreht wird, dürfte enttäuscht werden.

„Die Menschen wollen das, wir machen das“, hatte EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker vor einem Monat versprochen. Und so machte er Druck dafür, mit der ungeliebten Zeitumstellung ab Frühling kommenden Jahres endgültig zu Schluss machen – rechtzeitig vor den Wahlen zum EU-Parlament im Mai. Bis 31. März (einen Tag nach dem Brexit) sollen alle 27 EU-Staaten angeben, was sie für ihr Land wollen: Ständige Sommerzeit oder ständige Winterzeit.

Doch gegen den von Juncker vorgegebenen Zeitplan legen sich so manche der EU-Staaten quer. „Die Mehrheit ist noch zögerlich und hat noch keine klare Position, ob man lieber für die ständige Sommerzeit oder ständige Winterzeit optiert“, erfuhr der KURIER aus Diplomatenkreisen. Und zu hören war auch: Einige Staaten überlegten sogar eine Volksbefragung – was die Einführung einer umstellungsfreien Zeit weiter erheblich verzögern würde.„Sehr ärgerlich“ findet das so manch an den Planungen beteiligter Diplomat, „das ist ja nun wirklich handwerklich keine schwierige Entscheidung.“

Informeller Rat in Graz

Für Österreich hingegen ist die Sache bereits klar: Infrastrukturminister Norbert Hofer möchte die Sommerzeit auf Dauer fixieren. In der Zeit seiner EU-Präsidentschaft aber kann Österreich nicht Werbung für den eigenen Standpunkt machen – sondern nur dabei helfen, Szenarien durchzudiskutieren. Beim informellem Rat der EU-Verkehrsminister Ende Oktober in Graz wird das Thema Zeitumstellung jedenfalls auf der Agenda ganz oben stehen.

Sicher aber ist: Die halbjährliche Zeitumstellung wird abgeschafft – und zwar in allen Staaten der Europäischen Union. Die EU-Kommission legte einen entsprechenden Vorschlag vor, nachdem im Sommer bei der größten Online-Umfrage in der Geschichte der EU 4,6 Millionen EU-Bürger für ein Ende des zeitlichen Hin und Her gestimmt hatten. Brüssel aber lässt den einzelnen EU-Staaten die Wahl, selbst über ihre endgültige Zeit zu entscheiden.

Doch massive Bedenken wurden sofort laut: Dadurch könnte ein komplizierter zeitlicher Flickenteppich entstehen. Österreichs Nachbar Tschechien etwa tendiert eher in Richtung ständige Winterzeit. Für sämtliche Zug- und Transportfahrpläne wäre dies eine große Herausforderung, sich unter den Nachbarn zeitlich abzustimmen.

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