Auch Dänen und Tschechen lockern Beschränkungen

DENMARK-HEALTH-VIRUS
Geschäfte, Kindergärten und Schulen sollen schrittweise wieder geöffnet werden. Die Rückkehr zur Normalität wird sich über Monate ziehen.

Die österreichische Regierung will das Land langsam wieder zum Leben erwecken - ab Ostern sollen schrittweise die ersten Beschränkungen fallen. Auch Dänemark und Tschechien haben angekündigt, die getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie langsam wieder lockern zu wollen.

Die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen kündigte am Montag eine schrittweise Aufhebung der Beschränkungen an, unter anderem sollen Kindergärten und Volksschulen ab dem 15. April wieder öffnen. Auch Tschechien lockert seine restriktiven Maßnahmen ein wenig.

Dänemark

Nach Ansicht der Gesundheitsbehörden sei es "angemessen und gerechtfertigt, eine langsame Öffnung zu beginnen. Bedingung sei aber, "dass alle auf Abstand bleiben und sich die Hände waschen", sagte Frederiksen.

Die Rückkehr zur Normalität solle schrittweise erfolgen und sich über mehrere Monate erstrecken. Kleinkinder und Kinder bis zehn Jahren sollen aber bereits ab 15. April wieder außer Haus betreut werden. Die Eltern hätten so mehr Ruhe im Homeoffice  - was  der Wirtschaft nütze, so Frederiksen.

Die Sozialdemokratin widersprach Behauptungen, es gehe bei dem Schritt um das schnellere Erreichen einer Herdenimmunität. Ziel sei weiter, das Virus in Schach zu halten, bis ein Impfstoff gefunden sei.

Ältere Kinder sollen frühestens am 10. Mai wieder in die Schule gehen. Und auch Restaurants, Kirchen und andere öffentliche Einrichtungen bleiben  vorerst geschlossen, ebenso die Grenze zu Deutschland. Das Versammlungsverbot für mehr als zehn Personen bleibt  aufrecht, Großveranstaltungen sind bis  August untersagt.

"Hochriskanter Balanceakt"

Frederiksens Strategie ist umstritten. Die liberale Zeitung Politiken schrieb von einem „hochriskanten Balanceakt“, und der Kopenhagener Immunologe Allan Randrup Thomsen gab im öffentlich-rechtlichen DR zu bedenken: „Wir wissen nicht, wie hoch der Infektionsdruck unter kleineren Kindern  ist.“ Es könne sein, dass die Epidemie wieder Fahrt aufnehme.

Dem widerspricht Kåre Mølbak von der dänischen Behörde für Infektionskrankheiten laut The Local. Sein mathematisches Modell habe gezeigt, dass bisher vermutlich nur 1,8 Prozent der Kinder im Land mit dem Coronavirus infiziert worden seien, in der erwachsenen Bevölkerung dagegen 10 bis 11 Prozent:  „Darum machen wir uns wegen der Kinder nicht so große Sorgen.“

Insgesamt gab es in Dänemark bis Dienstag an die 5.000 bestätigte Covid-19-Fälle,  mit einer vermuteten hohen Dunkelziffer. Rund 190 Menschen sind gestorben.  

Frederiksen appellierte an die Bevölkerung, die Maßnahmen einzuhalten. "Ein kleiner Ausrutscher in unserem individuellen Verhalten kann große Auswirkungen auf unser Wohlergehen als Gesellschaft haben", sagte sie.

Tschechien

Tschechien lockert seine restriktiven Maßnahmen ein wenig. Das Betreiben von Individualsport wird wieder erlaubt, wie das Minderheitskabinett aus populistischer ANO und Sozialdemokraten am Montag in Prag beschloss.

Zudem dürfen erste Geschäfte öffnen, die im Kampf gegen die Pandemie geschlossen worden waren, darunter Hobby- und Baumärkte, der Eisenwarenhandel sowie Fahrradwerkstätten. Doch zugleich werden die Hygieneregeln für den Einzelhandel verschärft. Der Mindestabstand zwischen Kunden muss zwei Meter betragen, am Eingang müssen Desinfektionsmittel und Einweghandschuhe bereitgestellt werden.

Die Regierung in Prag hatte Mitte März einen weitgehenden Ein- und Ausreisestopp verhängt. Sie stellte nun in Aussicht, dass tschechische Bürger ab dem 14. April für unerlässliche Reisen das Land verlassen dürfen. Dazu zählen Geschäftsreisen sowie Arzt- und Verwandtenbesuche, wie Industrieminister Karel Havlicek erläuterte. Nach der Rückkehr ist eine 14-tägige Quarantäne Pflicht.

Unterdessen riefen frühere Dissidenten der Gruppe Charta 77 die Regierung des Ministerpräsidenten und Multimilliardärs Andrej Babis dazu auf, sich ausdrücklich zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu bekennen. "Krisensituationen bergen stets das Risiko, dass autoritäre Tendenzen verstärkt werden", heißt es der Agentur CTK zufolge in dem Aufruf. Zu den Unterzeichnern zählen Ex-Premier Petr Pithart sowie der katholische Weihbischof Vaclav Maly.

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